Frankfurt (Reuters) – Ein weltweiter Handelskrieg würde aus Sicht von EZB-Präsidentin Christine Lagarde insbesondere die USA treffen.
Sollte es zu einem echten Handelskrieg kommen, hätte das erhebliche Konsequenzen, sagte Lagarde in einem am Freitag veröffentlichten BBC-Interview. “Das hätte schwerwiegende Folgen für das Wachstum rund um die Welt und für die Preise rund um die Welt, aber insbesondere in den USA”, sagte sie. Die Entscheidungen von US-Präsident Donald Trump seien ein Grund zur Sorge. Die EZB sei deshalb extrem wachsam und versuche, die Folgen abzuschätzen. Allein schon der Hinweis auf Entscheidungen verursache eine Unsicherheit, wie man sie schon lange nicht mehr erlebt habe.
Der von Trump losgetretene Handelsstreit mit der Europäischen Union hatte sich zuletzt zugespitzt. Unmittelbar nach Inkrafttreten von US-Sonderzöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte kündigte die EU am Mittwoch Gegenmaßnahmen an. Die europäischen Zölle sollen US-Waren im Wert von 26 Milliarden Euro und Produkte von Booten über Bourbon Whiskey bis hin zu Motorrädern betreffen. Trump drohte daraufhin mit Zöllen in Höhe von 200 Prozent auf alkoholhaltige Produkte wie Wein und Champagner, wovon Frankreich stark betroffen wäre.
Frankreichs Finanzminister Eric Lombard zufolge wäre ein Handelskrieg der USA mit der EU “idiotisch”, wie er am Freitag dem Sender France 2 sagte, nachdem Trump Zölle auf Wein und Champagner angekündigt hatte. Die Drohung sei nicht überraschend gekommen. Die EU werde in angemessener Weise reagieren. Auch Frankreichs Notenbank-Chef Francois Villeroy de Galhau sagte, die EU verfüge über die Mittel, um auf die Drohungen von Trump zu reagieren. Er hatte wie auch schon Bundesbank-Präsident Joachim Nagel vor den Folgen eines eskalierenden Handelsstreits gewarnt.
Laut Lagarde könnte der Konflikt aber auch die Folge haben, dass das Bestreben nach mehr europäischer Einheit neuen Schwung erhalte. “Wissen Sie, was das im Moment auslöst? Es weckt die europäische Energie. Das ist ein großer Weckruf für Europa.” Das sei vielleicht wieder einmal ein europäischer Moment. Die EZB-Chefin verwies auf die Ankündigung erheblicher Rüstungsausgaben und deren Finanzierung. Die Bundesrepublik und Länder der Europäischen Union wollen ihre Verteidigungsausgaben massiv erhöhen.
(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)