Maue Kreditnachfrage trübt Ausblick der Sparkassen

Frankfurt (Reuters) – Die schleppend anziehende Kreditnachfrage macht den deutschen Sparkassen zu schaffen.

“Wir erwarten eine leichte Abschwächung in diesem Jahr, weil wir nicht glauben, dass die Kreditnachfrage schon deutlich anspringt. Da muss man realistisch sein”, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), Ulrich Reuter, am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. Mittelfristig sehe er eine robustere Entwicklung. “Kurzum: Wir sind vorsichtig optimistisch, dass die Dinge stabil bleiben.”

Im abgelaufenen Jahr hat sich die Aufwärtsdynamik der Sparkassen nach einem Gewinnsprung 2023 unter dem Strich verlangsamt. Das Jahresergebnis nach Steuern blieb mit 2,5 Milliarden Euro auf dem Vorjahresniveau, der Zinsüberschuss stieg nur leicht um 1,1 Prozent. Dabei blieb der Kredithahn im vergangenen Jahr weiter offen: Die Institute des DSGV, zu dem auch sechs Landesbanken und die DekaBank gehören, haben 2024 mehr Immobilienkredite vergeben. Mit 45,5 Milliarden Euro an neuen Krediten für den privaten Wohnungsbau wurde nach Ansicht des Verbands 2024 eine Trendwende erreicht. “Das ist immerhin ein Plus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wir sehen hier eine positive Aufwärtstendenz”, sagte Reuter. Diese müsse durch bessere politische Rahmenbedingungen verstetigt werden.

Bei den Neuzusagen für Kredite an Unternehmen und Selbständige gab es dem Verband zufolge einen Zuwachs von mehr als vier Prozent. Treiber dieser Entwicklung sei der gewerbliche Wohnungsbau mit einem Plus von 14 Prozent gewesen. Die Kundeneinlagen stiegen um rund drei Prozent auf 1,18 Billionen Euro. “In unsicheren Zeiten bringen die Menschen ihr Geld zur Sparkasse. Das war auch 2024 so”, erklärte Reuter.

JÄHRLICH RUND 12.000 NEUEINSTELLUNGEN BEI SPARKASSEN

Mit Blick auf die demografische Entwicklung beim eigenen Personal setzt der Bankenverband auf Neueinstellungen. “Auch in den kommenden Jahren werden die Sparkassen im Durchschnitt rund 12.000 Mitarbeiter pro Jahr einstellen”, kündigte der Verbandschef an. Es gingen etwa 9000 bis 10.000 Mitarbeiter in den Ruhestand. Man brauche deshalb neue Mitarbeiter – “nicht nur, um die bisherigen Kolleginnen und Kollegen zu ersetzen, sondern auch, um den Wachstumspfad einzuhalten.” Das gelte obwohl die Institute versuchen, ihre Prozesse zu straffen und dabei auch Künstliche Intelligenz (KI) anwenden, um etwa Routinearbeiten zu ersetzen. “Wir sehen einen höheren Bedarf an Beratung, wir sehen einen höheren Bedarf auch am Backoffice, was die Regulatorik angeht.”

Zum DSGV gehören 343 Sparkassen in Deutschland, die laut Reuter rund 193.000 Personen beschäftigen. Hinzu kommen die Landesbanken, und die DekaBank sowie fünf Landesbausparkassen, neun Erstversicherer und weitere Finanzdienstleistungsunternehmen.

(Bericht von Philipp Krach, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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