Unilever entlässt Ben & Jerry’s-Chef – Streit um Haltung zu sozialen Themen

New York (Reuters) – Der Streit zwischen dem Eiscremehersteller Ben & Jerry’s und dem Mutterkonzern Unilever verschärft sich.

Ben & Jerry’s wirft Unilever vor, seinen Vorstandschef Dave Stever ohne Rücksprache mit der Unternehmensführung entlassen zu haben. In einer Klage vor einem Bundesgericht in Manhattan erklärte Ben & Jerry’s am Dienstagabend, Unilever habe am 3. März mitgeteilt, Stever zu entlassen – nicht wegen mangelnder Leistung, sondern wegen seiner Unterstützung der sozialen Mission und Markenintegrität des Unternehmens.

Unilever habe Stever bereits im Januar vorgeworfen, die sozialpolitischen Initiativen von Ben & Jerry’s zu sehr zu unterstützen. Die Eingriffe haben Ben & Jerry’s zufolge mittlerweile ein “neues Maß an Unterdrückung” erreicht.

Im Februar habe Unilever Ben & Jerry’s daran gehindert, den Black History Month zu würdigen, und kürzlich untersagt, sich für die Freilassung von Mahmoud Khalil einzusetzen – einem US-Aufenthaltsberechtigten, der an pro-palästinensischen Protesten an der Columbia University teilgenommen hatte und den die Trump-Regierung abschieben will.

Unilever und Ben & Jerry’s waren zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Stever war seit Mai 2023 Vorstandschef und arbeitet bereits seit 1988 im Unternehmen, wo er als Tourguide begann. Ob er aktuell noch für Ben & Jerry’s tätig ist, blieb zunächst unklar.

Die Auseinandersetzung ist Teil einer laufenden Klage von Ben & Jerry’s gegen Unilever, mit der das Unternehmen seine Unabhängigkeit und sein soziales Engagement verteidigen will. Der Eiscremehersteller wurde im Jahr 2000 von Unilever übernommen. Die Spannungen zwischen beiden Unternehmen schwelen bereits seit 2021, als Ben & Jerry’s den Verkauf seiner Produkte im israelisch besetzten Westjordanland stoppte. Unilever veräußerte das Geschäft später.

Der Konsumgüterkonzern plant, seine Eissparte mit Marken wie Ben & Jerry’s, Langnese und Magnum noch in diesem Jahr abzuspalten und an die Börse zu bringen. Unilever hatte jüngst selbst für Aufsehen gesorgt, als es seinen eigenen Vorstandschef Hein Schumacher nach nicht einmal zwei Jahren auf dem Posten überraschend austauschte.

(Bericht von Jonathan Stempel, geschrieben von Patricia Weiß, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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