Erste Auktion nach Reform der Schuldenbremse: Höhere Renditen für Bundesanleihen

Berlin (Reuters) – Die Finanzagentur hat bei ihrer ersten Auktion von Bundesanleihen nach der Reform der Schuldenbremse mit deutlich höheren Zinsen locken müssen.

Bei der Aufstockung zweier Anleihen mit jeweils 30-jähriger Laufzeit lag die Durchschnittsrendite bei 3,04 und 3,08 Prozent, wie die mit dem Schuldenmanagement des Bundes beauftragte Finanzagentur am Mittwoch mitteilte. Bei den vorangegangenen Auktionen im Februar und Januar waren es nur 2,65 und 2,84 Prozent.

“Der Bund bekommt die Folgen der vom Bundestag abgesegneten Schuldenpläne der künftigen schwarz-roten Koalition bereits jetzt am Kapitalmarkt zu spüren”, sagte Analyst Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) der Nachrichtenagentur Reuters. Die Emissionsrendite der 2053 fälligen Anleihe habe mit 3,08 Prozent sogar auf dem höchsten Niveau seit Juli 2011 gelegen. Dies unterstreiche, “dass die historischen Anstrengungen zur Wiederaufrüstung und zur Ertüchtigung der zivilen Infrastruktur des Landes mit nachhaltig erhöhten Finanzierungskosten bezahlt werden dürften”.

Der Bundestag hatte am Dienstag in einer historischen Entscheidung eine Lockerung der Schuldenbremse zugunsten höherer Verteidigungsausgaben und ein Sondervermögen Infrastruktur in Höhe von 500 Milliarden Euro beschlossen. Dafür wurde bei der namentlichen Abstimmung die dafür nötige Zweidrittelmehrheit durch Stimmen der Union, SPD und Grünen erreicht.

Deutschland ist wegen seiner Top-Bonitätsnote AAA ein gefragter Schuldner. Ob Pensionsfonds, Banken oder Versicherer: Viele Anleger decken sich gern mit deutschen Staatsanleihen ein, weil sie wissen, dass sie ihr Geld mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit auch wieder zurückbekommen. Um Investoren den Kauf von zusätzlichen Bundesanleihen im Wert von Hunderten Milliarden Euro schmackhaft zu machen, müssen sie aber wohl mit höheren Zinsen gelockt werden. “Ein deutlich höherer Schuldenstand geht in der Regel auch mit höheren Zinsen und einem höheren Anteil der Zinsaufwendungen im Haushalt einher”, sagte Analyst Eiko Sievert von der europäischen Ratingagentur Scope kürzlich der Nachrichtenagentur Reuters.

Die höhere Rendite lockte viele Investoren an. “Positiv immerhin: Die Nachfrage der Investoren ist nicht weggebrochen, die Auktion war mithin kein ‘Fehlschlag'”, betonte LBBW-Experte Völker. Die beiden Aufstockungen spülten zusammen rund zwei Milliarden Euro in die Staatskasse. Die Gebote der Investoren übertrafen das Angebot um das 2,8- beziehungsweise 1,9-Fache.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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