Istanbul (Reuters) – Nach den Turbulenzen im Zusammenhang mit der Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu hat die türkische Börsenaufsicht bestimmte Stellschrauben verändert und dies mit dem Schutz der Anleger begründet.
Die Behörde teilte am Sonntagabend mit, Leerverkäufe würden an der Istanbuler Börse verboten. Zudem würden die Beschränkungen für Aktienrückkäufe und Anforderungen an die Eigenkapitalquote bis zum 25. April gelockert. Darüber hinaus werde die Obergrenze für den Gesamtbetrag angehoben, der für Aktienrückkäufe börsennotierter Unternehmen verwendet werden dürfe. Die Entscheidungen seien getroffen worden, um einen zuverlässigen, transparenten und stabilen Betrieb der Kapitalmärkte zu gewährleisten und die Anleger zu schützen, hieß es.
Der populäre Istanbuler Bürgermeister gilt als schärfster Rivale des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Er war am Mittwoch festgenommen worden, wenige Tage vor seiner geplanten Nominierung zum Spitzenkandidaten seiner Partei für die Präsidentschaftswahl. Imamoglu werden nun zahlreiche Vergehen vorgeworfen, und anderem im Zusammenhang mit Korruption und Unterstützung einer Terrorgruppe. Viele Beobachter werten die Verhaftung als politisch motiviert.
Die Festnahme hat zu den größten Protesten in der Türkei seit rund zehn Jahren und auch zu Verwerfungen am Finanzmarkt geführt. Die Börse in Istanbul sackte am Freitag in der Spitze um fast acht Prozent ab. Zeitweise musste der Handel wegen zu hoher Verluste unterbrochen werden. Der Bankenindex gab mehr als neun Prozent nach. Seit der Verhaftung Imamoglus hat die Istanbuler Börse rund 16 Prozent an Wert verloren.
(Bericht von Ebru Tuncay und Ezgi Erkoyun. Geschrieben von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)