Palästinensischer Journalist bei Luftangriff im Gazastreifen getötet

Gaza/Kairo (Reuters) – Ein Journalist und zwei weitere Palästinenser sind am Montag bei einem israelischen Luftangriff im südlichen Gazastreifen getötet worden.

Sanitäter und die örtliche Journalistengewerkschaft meldeten zudem, neun weitere Berichterstatter seien verletzt worden, als ein von Lokalmedien genutztes Zelt getroffen worden sei. Videoaufnahmen zeigten Menschen, die versuchten, Flammen in dem Zelt innerhalb des Geländes des Nasser-Krankenhauses in Chan Junis am frühen Morgen zu löschen.

Reuters konnte das Video anhand der Position, Anordnung und Gestaltung nahegelegener Gebäude und Zelte verifizieren. Das Datum ließ sich durch Medienberichte und übereinstimmende Videos bestätigen. Andere in sozialen Medien veröffentlichte, von Reuters nicht verifizierte Aufnahmen schienen zu zeigen, dass das Zelt bis auf den Grund niedergebrannt war, zusammen mit der darin befindlichen Einrichtung und Ausrüstung. Bilder, die offenbar einen in Flammen stehenden Journalisten und eine Person zeigen, die versucht, ihn zu retten, wurden vielfach geteilt. Die israelischen Behörden reagierten zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.

Später nahmen Dutzende Journalisten und Angehörige an der Beerdigung des getöteten Reporters Helmy al-Fakawi teil. Kollegen trugen seinen in ein weißes Tuch gehüllten Leichnam auf einer Trage, auf der seine blaue kugelsichere Weste lag. “Wir werden weiterhin die Botschaft übermitteln und der ganzen Welt die Wahrheit vermitteln. Das ist unsere humanitäre Pflicht”, sagte sein Kollege Abd Shaath. Er fügte hinzu, sie seien durch den Angriff geweckt worden und hätten festgestellt, dass das nahegelegene Zelt ihrer Kollegen in Flammen gestanden habe.

Mit Fakawis Tod steigt die Zahl der durch Israels Militärkampagne in Gaza getöteten Journalisten auf mehr als 210 seit Oktober 2023, wie das Palästinensische Journalistensyndikat mitteilte. Im israelisch besetzten Westjordanland verurteilte das palästinensische Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten und Auslandspalästinenser Faqawis Tod als “außergerichtliche Tötung”. Diese ziele darauf ab, Reporter abzuschrecken und die Medienberichterstattung zu stoppen.

Insgesamt wurden nach Angaben der von der radikal-islamischen Hamas kontrollierten örtlichen Gesundheitsbehörden am Montag mindestens zehn Palästinenser bei israelischen Militärangriffen im Gazastreifen getötet. Bislang sind demnach mehr als 50.000 Palästinenser bei der israelischen Offensive in Gaza getötet worden. Israel begann seine Offensive, nachdem von der Hamas angeführte Bewaffnete am 7. Oktober 2023 Gemeinden im südlichen Israel angegriffen hatten. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und 251 als Geiseln verschleppt.

“EINEN BEHERRSCHENDEN BLICK DARAUF”

Nach einem am Montag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation Breaking the Silence errichteten israelische Soldaten nach dem Einmarsch in den Gazastreifen eine Art “Todeszone” rund um den Küstenstreifen. Diese Pufferzone wurde demnach bis Dezember 2024 auf 800 bis 1500 Meter innerhalb des Gebiets ausgedehnt und seitdem von israelischen Truppen weiter vergrößert. Israel erklärt, die Zone sei notwendig, um eine Wiederholung des Angriffs vom 7. Oktober 2023 zu verhindern.

“Die Grenzlinie ist eine Todeszone, ein tiefer gelegenes Gebiet, ein Tiefland”, zitiert der Bericht einen Hauptmann des Panzerkorps. “Wir haben einen beherrschenden Blick darauf, und sie auch.” Bei der frühen Ausweitung der Zone zerstörten Soldaten mit Bulldozern und schweren Baggern sowie Tausenden von Minen und Sprengstoffen demnach etwa 3500 Gebäude sowie landwirtschaftliche und industrielle Gebiete, die für den Wiederaufbau nach dem Krieg wichtig hätten sein können. Das israelische Militär reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme zu dem Bericht.

(Bericht von Nidal al-Mughrabi in Kairo und Hatem Khaled in Gaza, James Mackenzie in Jerusalem; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich an berlin.newsroom@tr.com)

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