Volkswagen verkauft in USA vor Zöllen mehr Autos – Schwäche in China

Berlin (Reuters) – Europas größter Autobauer Volkswagen hat vor dem Inkrafttreten der Autozölle von US-Präsident Donald Trump in den USA ein Absatzplus geschafft.

Der Wolfsburger Konzern, zu dem neben der Kernmarke Volkswagen auch Audi und Porsche gehören, setzte in den ersten drei Monaten 2025 gut sechs Prozent mehr Fahrzeuge ab als vor Jahresfrist, wie Volkswagen am Mittwoch mitteilte. Vor dem Inkrafttreten der Zölle von 25 Prozent auf Importautos griffen viele Händler und Verbraucher noch einmal zu einem Neuwagen. Seit vergangener Woche gelten Autozölle in den USA von 25 Prozent.

Auch Mercedes-Benz konnte zuletzt mehr Autos in den USA verkauft. Die Ingolstädter Volkswagen-Tochter Audi verbuchte dagegen in der Region Nordamerika ohne Mexiko einen Rückgang von 2,1 Prozent. Audi begründete das mit der Modelloffensive. Derzeit befänden sich viele Modelle im Generationenwechsel. In solchen Phasen geht typischerweise der Absatz zurück. Experten gehen davon aus, dass der US-Markt ab dem zweiten Quartal einen Dämpfer erleidet. Weil wegen der Zölle die Preise steigen dürften, werde die Nachfrage wohl geringer ausfallen, schrieben die Experten von Cox Automotive. Volkswagen hat einem Bericht des “Wall Street Journal” zufolge seine Händler bereits auf Zusatzkosten eingestimmt. In den vergangenen Tagen haben mehrere Autobauer die Einfuhr neuer Fahrzeuge in die USA zeitweise gestoppt, bis Klarheit über die neuen Einfuhrkosten und über die Preisgestaltung besteht.

Weltweit lieferte Volkswagen im ersten Quartal 2,13 Millionen Fahrzeuge aus, das sind 1,4 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Gut lief es für die Wolfsburger auch in Europa und Südamerika. Insbesondere die Nachfrage nach Elektroautos in Europa zog an. In den ersten drei Monaten wurden mehr als doppelt so viele Elektroautos verkauft als vor Jahresfrist. Mit einem Marktanteil von rund 26 Prozent sei Volkswagen deutlicher Marktführer in Europa, hieß es. Auch die Auftragsbücher füllen sich weiter.

In China bekommt der Konzern dagegen die zunehmende Konkurrenz heimischer Hersteller zu spüren, vor allem bei Elektroautos. Insgesamt wurden in der Volksrepublik 644.000 Fahrzeuge ausgeliefert, das sind 7,1 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Ein Konzern-Sprecher sagte, mit dem Rückgang sei gerechnet worden. Volkswagen habe stets deutlich gemacht, dass Profitabilität die oberste Priorität sei. Zudem würden bei wichtigen Elektro-Modellen wie dem ID.3 und dem ID.4 X gerade neue Versionen auf den Markt gebracht, die in den kommenden Monaten für steigende Absatzzahlen sorgen dürften.

Bei der Automesse in Shanghai wollen die Wolfsburger drei neue Elektroautos vorstellen, die ab kommendem Jahr zu den Händlern kommen sollen. Eines davon soll mit einem Range Extender ausgestattet sein, also einen kleinen Benzingenerator an Bord haben, der unterwegs den Akku aufladen kann und so eine größere Reichweite ermöglicht. Im März machten Autos mit alternativen Antrieben – zu denen neben Elektroautos auch Hybride gehören – mehr als die Hälfte des gesamten chinesischen Fahrzeugabsatzes aus.

Volkswagen war lange Jahre Marktführer in China, doch diese Zeiten sind schon länger vorbei. Insbesondere bei Elektroautos liegt Volkswagen deutlich hinter den Wettbewerbern. Im ersten Quartal führte der chinesische Elektroautobauer BYD, der 90 Prozent seiner Autos auf dem Heimatmarkt verkauft, die Rangliste als weltweit größter Hersteller vor Tesla an.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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