Bundesbank: Vermögen in Deutschland weiter sehr ungleich verteilt

Frankfurt (Reuters) – Die Vermögen der Privathaushalte in Deutschland sind nach einer Studie der Bundesbank im europäischen Vergleich nach wie vor sehr ungleich verteilt.

Dabei bekamen die Haushalte, was die Vermögenshöhe angeht, in den vergangenen Jahren unter anderem die hohe Inflation zu spüren, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Bundesbank aus dem Jahr 2023 unter 3985 Haushalten hervorgeht. Der sogenannte Gini-Koeffizient für das Nettovermögen, der die Ungleichheit misst und international vergleichbar macht, ging nur minimal zurück. Er sank 2023 auf 72,4 Prozent von 72,8 Prozent 2021. Bei einem Wert von 100 Prozent ist die Ungleichheit maximal, bei null Prozent verfügen alle über das gleiche Vermögen.

“Ein Vergleich der relativen Ungleichheitsmaße mit denen anderer Länder aus dem Euroraum zeigt, dass Deutschland weiterhin durch eine im internationalen Vergleich hohe Vermögensungleichheit gekennzeichnet ist”, erklärte die Bundesbank. Andere Euro-Länder kamen laut Studie auf einen besseren Gini-Wert. So lag in Spanien beispielsweise der Gini-Koeffizient 2022 bei 69 Prozent – Italien wies einen Koeffizienten von 66 Prozent aus.

Die Umfrage habe in einem Umfeld stattgefunden, “das durch hohe Inflationsraten, steigende Zinsen, nur geringfügig steigende oder gar fallende Immobilienpreise und nur moderat steigende Aktienkurse gekennzeichnet war”, erklärte die Bundesbank. Um die Inflation bereinigt sanken die Vermögen von 2021 bis 2023 und zwar im Mittel um rund elf Prozent auf 239.200 Euro. Auch der Median, der die Haushalte in eine reiche und eine ärmere Hälfte teilt, nahm inflationsbereinigt ab. Bei dieser Betrachtung wird beispielsweise der Einfluss extremer Vermögen eingedämmt. Lag der Medianwert zum Nettovermögen 2021 noch bei 90.500 Euro, ist der Wert bis 2023 auf 76.000 Euro gesunken. “Der Rückgang des Nettovermögens war bei der vermögensärmeren Hälfte besonders ausgeprägt”, erklärte die Bundesbank. Aber auch bei den reichsten zehn Prozent sanken die Vermögen leicht.

Auf längere Sicht seien die Nettovermögen der Deutschen allerdings auch inflationsbereinigt gewachsen, erklärte die Bundesbank. So sei der Median zwischen 2017, der letzten Befragung vor der Corona-Pandemie, und 2023 inflationsbereinigt um 18 Prozent gestiegen. Immobilienbesitz sei weiterhin ein guter Indikator dafür, über wie viel Vermögen ein Haushalt verfügt. Bei ärmeren Haushalten machten Giro- und Sparkonten weiter den größten Anteil am Vermögen aus. Der Anteil der reichsten zehn Prozent der Haushalte am gesamten Nettovermögen ging leicht zurück: Lag er 2021 noch bei 56 Prozent, nahm er 2023 auf 54 Prozent ab.

Insgesamt weisen die Umfrageergebnisse laut Bundesbank aus, dass die Vermögens- und Verschuldungsstrukturen der Haushalte in Deutschland recht stabil geblieben sind. Die Bundesbank befragt regelmäßig rund 4000 Haushalte zu ihren Finanzen. Die Erhebung 2023 ist bereits die fünfte nach 2010/11, 2014, 2017 und 2021.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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