Auftragspolster der Industrie wächst – “Vorgezogenes US-Geschäft”

Berlin (Reuters) – Das Auftragspolster der deutschen Industrie ist im Februar dicker geworden.

Der Bestand an offenen Bestellungen wuchs um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Die offenen Aufträge aus dem Inland legten dabei um 0,2 Prozent zu, die aus dem Ausland um 0,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es ein preisbereinigtes Plus von 1,3 Prozent.

Experten warnen trotz der zuletzt positiven Entwicklung vor Rückschlägen. “In diesen Februar-Daten schaut man noch mal in den Rückspiegel und stellt fest, dass deutsche Unternehmen relativ unspektakulär von vorgezogenen Aufträgen aus den USA zur Umgehung von Zölle profitiert haben dürften”, sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. Die positive Entwicklung werde sich in den nächsten Monaten kaum wiederholen. Denn vom Auftrag bis zur Lieferung vergehe zu viel Zeit, um die von US-Präsident Donald Trump verkündeten hohen Zölle auf Waren aus der EU noch zu umgehen. “Die Hoffnung ist eher, dass es irgendwann in den nächsten Monaten losgeht mit mehr Aufträgen aus der Verteidigungsindustrie”, sagte de la Rubia. Auch könnten mehr Baumaschinen und ähnliches stärker nachgefragt werden, wenn die von Union und SPD geplante Investitionsoffensive im Bereich der Infrastruktur in Deutschland losgehe.

Innerhalb der einzelnen Branchen lief die Entwicklung auseinander. Die Automobilindustrie meldete im Februar einen Anstieg beim Auftragsbestand von 0,8 Prozent zum Vormonat. Im Maschinenbau gab es ein Plus von 0,4 Prozent. In der Metallerzeugung und -bearbeitung wurde hingegen ein Rückgang von 1,1 Prozent gemeldet.

Die Reichweite des Auftragsbestands in der Industrie im Februar stieg leicht auf 7,7 Monate, nach 7,6 zu Jahresbeginn. Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne Neugeschäft theoretisch produzieren müssten, um vorhandene Bestellungen abzuarbeiten. Bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen stieg die Reichweite auf 10,5 Monate.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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