Zürich (Reuters) – Roche will mit Investitionen von 50 Milliarden Dollar seine Präsenz in den USA deutlich ausbauen und wappnet sich damit gegen drohende Einfuhrzölle.
In den nächsten fünf Jahren sollen dabei mehr als 12.000 neue Arbeitsplätze entstehen – davon rund 1000 direkt bei Roche. Sobald alle neuen und erweiterten Produktionskapazitäten in Betrieb sind, wird Roche mehr Medikamente aus den USA exportieren als importieren, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Die USA sind der wichtigste Markt für den Basler Konzern. Fast die Hälfte des Roche-Umsatzes wurde dort 2024 erwirtschaftet – etwa dank Blockbustern wie dem Asthma- und Allergiemittel Xolair oder dem Multiple-Sklerose-Medikament Ocrevus.
Die Investitionen umfassen neue Standorte für Forschung und Entwicklung, neue Produktionsanlagen sowie Erweiterungen – auch im Vertrieb – in mehreren US-Bundesstaaten, darunter Indiana, Pennsylvania, Massachusetts, Kalifornien, Kentucky und New Jersey. So soll in Pennsylvania eine Gentherapie-Produktion entstehen und in Indiana ein neues Werk zur Blutzuckermessung. Geplant ist zudem ein rund 84.000 Quadratmeter großes Produktionszentrum, das das wachsende Geschäft mit Abnehmmitteln unterstützen soll – der Standort ist noch offen.
Die Expansion soll rund 6500 Jobs im Bau sowie weitere Tausende zur Unterstützung der neuen Produktionskapazitäten in den USA schaffen. Einige der Investitionsvorhaben wurden bereits angekündigt, weitere wurden nun neu vorgestellt. Die Ankündigung folgt auf ähnliche Schritte anderer Pharmakonzerne wie der Schweizer Novartis, die vor knapp zwei Wochen Investitionen von 23 Milliarden Dollar in den USA angekündigt hatte, Eli Lilly und Johnson & Johnson. Damit reagieren die Unternehmen auf mögliche Importzölle der US-Regierung unter Präsident Donald Trump. Die US-Regierung leitete in der vergangene Woche eine Untersuchung von Pharmaimporten ein – Zölle von bis zu 31 Prozent stehen im Raum.
Roche-Chef Thomas Schinecker sprach von einem Bekenntnis zum US-Markt, wo der Konzern rund 25.000 Menschen an 24 Standorten in acht Bundesstaaten beschäftigt. “Unsere Investitionen von 50 Milliarden Dollar in den nächsten fünf Jahren legen das Fundament für eine neue Ära von Innovation und Wachstum – zum Wohle der Patienten in den USA und weltweit.” Ein Sprecher ergänzte, Roche sei gut vorbereitet auf mögliche Zölle und habe entsprechende Gegenmaßnahmen analysiert. Die Maßnahmen seien mit der Schweizer Regierung abgestimmt und Teil laufender Gespräche zwischen der Schweiz und den USA.
Die Ankündigung gibt auch der Schweizer Präsidentin Karin Keller-Sutter Rückenwind: Sie reist diese Woche zu Gesprächen mit hochrangigen US-Vertretern nach Washington, um die drohenden Importzölle abzuwenden. Roche betonte, man plane keine Kürzungen in anderen Weltregionen. Weitere Details zur Investitionsstrategie sollen in den kommenden Wochen folgen.
Noch ist unklar, wann und in welchem Umfang die US-Zölle kommen. Die Auswirkungen könnten jedoch enorm sein: Laut UN-Handelsdatenbank importierten die USA im vergangenen Jahr pharmazeutische Produkte im Wert von knapp 213 Milliarden Dollar – fast dreimal so viel wie 2014.
(Bericht von John Revill, geschrieben von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)