– von Joshua McElwee und Crispian Balmer
Vatikanstadt (Reuters) – Der am Ostermontag verstorbene Papst Franziskus wird am Samstag beigesetzt.
Bereits ab Mittwochmorgen werde der Leichnam des 88-Jährigen im Petersdom aufgebahrt, teilte der Vatikan am Dienstag mit. Dort könne die Öffentlichkeit bis Freitagabend Abschied nehmen. Zur Beerdigung des bisherigen Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche mit etwa 1,4 Milliarden Gläubigen werden Staats- und Regierungschefs aus aller Welt erwartet. Aus Deutschland werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz nach Rom reisen. Der voraussichtlich künftige Kanzler Friedrich Merz (CDU) nimmt nicht teil, was mit Protokollfragen begründet wurde.
Der Vatikan veröffentlichte Fotos vom Leichnam des Papstes, der in einem Holzsarg in der Kapelle der Residenz Santa Marta aufgebahrt war. Dort hatte Franziskus während seines zwölfjährigen Pontifikats gelebt. Die Schweizergarde stand zu beiden Seiten des offenen Sarges. Angehörige des Vatikans konnten dort Abschied nehmen von Franziskus, der nach Angaben des Vatikans an einem Schlaganfall und Herzstillstand verstarb.
Zudem wurden Einzelheiten zu den letzten Stunden des Papstes bekannt. Demnach zeigte der Papst am Montagmorgen gegen 05.30 Uhr Unwohlsein. Etwas mehr als eine Stunde später habe er sich mit einer Geste von seinem ständigen Pfleger Massimiliano Strappetti verabschiedet und sei ins Koma gefallen, teilte der Vatikan mit. Sein Todeszeitpunkt wurde mit 07.35 Uhr angegeben.
ÜBERFÜHRUNG IN PETERSDOM AM MITTWOCH
Sein Leichnam soll am Mittwoch um 09.00 Uhr in einer von Kardinälen angeführten Prozession in den angrenzenden Petersdom überführt werden. Dort können Besucher dem ersten lateinamerikanischen Papst am Mittwoch und Donnerstag jeweils bis Mitternacht und am Freitag bis 19.00 Uhr die letzte Ehre erweisen. Die Trauerfeier ist am Samstag um 10.00 Uhr auf dem Petersplatz vor der Basilika. Sie wird von Kardinal Giovanni Battista Re geleitet, dem 91-jährigen Dekan des Kardinalskollegiums.
Zur Trauerfeier angesagt haben sich Gäste aus aller Welt, darunter US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Zu den weiteren Staatsoberhäuptern, die an dem Gottesdienst teilnehmen werden, gehören auch Javier Milei, der Präsident von Franziskus’ Heimatland Argentinien, und Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva. Aus Europa reisen auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und das belgische Königspaar Philippe und Mathilde an. Der britische Premierminister Keir Starmer will ebenfalls kommen.
BEISETZUNG NICHT IM PETERSDOM
Der Papst wird auf eigenen Wunsch nicht im Petersdom, sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom beigesetzt. Dies geht aus seinem am Montag vom Vatikan veröffentlichten Testament hervor. Alle Kardinäle in Rom kamen am Dienstagvormittag zu einer Sitzung zusammen, um die Terminabfolge der kommenden Tage festzulegen.
Der Beginn des Konklaves zur Wahl eines neuen Papstes ist noch offen. Die geheime Versammlung aller derzeit etwa 135 wahlberechtigten Kardinäle dürfte frühestens am 6. Mai und spätestens am 11. Mai beginnen, wenn nach dem Todestag die übliche Frist von 15 bis 20 Tagen eingehalten wird. Der Termin wird von den Kardinälen nach der Beerdigung festgelegt.
Franziskus hat fast 80 Prozent der über die ganze Welt verstreuten Kardinalwahlmänner ernannt. Damit dürfte die Wahrscheinlichkeit steigen, dass sein Nachfolger seinen reformierten Kurs fortsetzen könnte. Viele der Kardinäle sind außerhalb ihrer Landesgrenzen kaum bekannt und werden sich bei den sogenannten Generalkongregationen kennenlernen, die in den Tagen vor Beginn des Konklaves stattfinden und bei denen ein Anforderungsprofil an den nächsten Papst erstellt wird.
Kardinäle aus europäischen Ländern stellen das Schwergewicht im Konklave, haben aber deutlich an Bedeutung verloren. Europa stellt noch rund 39 Prozent der wahlberechtigten Kardinäle. 2013 bei der Wahl von Franziskus waren es noch 52 Prozent. Die zweitgrößte Gruppe von wahlberechtigten Kardinälen kommt aus Asien und Ozeanien mit etwa 20 Prozent.
(Zusätzliche Berichterstattung von Alvise Armellini und Giulia Segreti. Geschrieben von Holger Hansen. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)