(Berichtigt Tippfehler in der Überschrift)
Frankfurt (Reuters) – Die Europäische Zentralbank (EZB) wird laut ihrer Präsidentin Christine Lagarde wegen der großen Unwägbarkeiten in der US-Zollpolitik bei künftigen Zinsentscheidungen extrem auf Konjunkturdaten achten.
Lagarde hatte sich vergangene Woche auf der Pressekonferenz in Frankfurt nach der Zinssitzung zum weiteren Kurs sehr bedeckt gehalten. “Entweder wir senken oder wir pausieren aber wir werden extrem datenabhängig sein”, sagte sie nun am Dienstag dem Sender CNBC in einem Interview. Die EZB müsse sehr aufmerksam und sehr beweglich sein. “Diese Beweglichkeit bedeutet, dass wir bereit sein müssen zu handeln.” Die EZB werde weiter von Sitzung zu Sitzung entscheiden.
Die Euro-Notenbank hatte am Donnerstag auf ihrer Zinssitzung in Frankfurt den Einlagensatz – das ist der Leitzins im Euroraum – um einen viertel Prozentpunkt auf 2,25 Prozent gesenkt. Es war bereits der siebte Zinsschritt nach unten seit Juni 2024. Am Finanzmarkt wird derzeit erwartet, dass die Währungshüter den Leitzins bis zum Jahresende noch auf ein Niveau von 1,50 oder 1,75 Prozent senken könnten.
Zum von US-Präsident Donald Trump angefachten Zollstreit mit der EU sagte Lagarde, sie sei sich sicher, dass es Spielraum für Verhandlungen gebe. “Ich bin mir sicher, dass es einen Dialog geben kann.” Sie wäre überrascht, wenn es das nicht gebe. “Es wird ein Prozess sein,” sagte sie. Aber es werde zu Verhandlungen kommen. Und es werde mühsame und ernsthafte Arbeit erfordern, um herauszufinden, was für beide Seiten akzeptabel sei und welche Schwachstellen angegangen werden müssten.
Lagarde äußerte sich in dem Interview auch zu den Attacken von Trump gegen US-Notenbankchef Jerome Powell. “Wir sind beide politischen Druck gewöhnt, auf die eine oder andere Weise”, sagte die EZB-Chefin. Sie habe großen Respekt vor den Leistungen von Powell. Sie wolle aber nicht Marktreaktionen auf hypothetische Dinge kommentieren, die hoffentlich nicht auf dem Tisch lägen, sagte Lagarde.
Trump hatte am Montag seine verbalen Angriffe auf den US-Notenbankchef erneuert. Die wirtschaftliche Entwicklung könne stocken, falls der Leitzins nicht sofort gesenkt werde, erklärte Trump in einem Beitrag in seinem Kurznachrichtendienst Truth Social. An den Börsen hatte der Post erhebliche Verunsicherung ausgelöst und die Kurse unter Druck gesetzt. Dabei stand auch die Frage im Hintergrund, ob Trump bei einer Eskalation Powell aus seinem Amt entfernen könnte.
(ericht von Frank Siebelt; Redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte))