Nagel für Sitzung-zu-Sitzungs-Ansatz in der Geldpolitik

Washington (Reuters) – Wegen der hohen Unsicherheit über die Entwicklung im Zollstreit mit den USA kann die Europäische Zentralbank (EZB) laut Bundesbank-Präsident Joachim Nagel ihren Kurs nur von Sitzung zu Sitzung festlegen.

Solange nicht klar sei wie hoch die Zölle am Ende seien und wie die Belastungen für die Volkswirtschaften ausfielen, werde die Unsicherheit da sein, sagte Nagel am Donnerstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Finanzminister Jörg Kukies in Washington. Deswegen gelte: “Der Sitzung-zu-Sitzungs-Ansatz ist angeratener denn je, gerade in dieser Unsicherheit”, sagte er. Die nächste EZB-Zinssitzung ist für den 4.und 5. Juni in Frankfurt geplant.

Nagel bekräftigte seine Einschätzung, wonach die Auswirkungen des Zollstreits auf die Inflation in den USA stärker ausfallen werden als in der Euro-Zone. Was das Wirtschaftswachstum angehe, sei mit signifikanten Auswirkungen auf Europa und auf Deutschland zu rechnen. Nagel erneuerte seine Einschätzung, dass eine Rezession in diesem Jahr in Deutschland nicht auszuschließen sei.

Der Bundesbank-Präsident ging auch auf die jüngsten Turbulenzen auf dem Markt für US-Staatsanleihen ein. “Wenn die Unsicherheit weiter bleibt, dann kann natürlich die Volatilität in ein so wichtiges Marktsegment, was für alle Finanzmarktakteure oft ja ein ‘safe-haven’-Investment ist, zurückkommen,” warnte er. Es müsse auch für die US-Regierung von Interesse sein, dass überhaupt keine Zeifel daran entstehen, dass US-Staatsanleihen ihren ‘Sicheren-Hafen’-Status weiterhin behalten. “Das ist natürlich auch in unserer Interessenlage,” fügte er hinzu. Der US-Dollar sei zudem die wichtigste Weltwährung. “Ich sehe auch nicht, dass sich da jetzt kurz- oder mittelfristig was ändern wird.” Der Euro hatte zum Dollar im Zuge des sich zuspitzenden Zollkonflikts in den vergangenen Wochen kräftig zugelegt.

(Bericht von Frank Siebelt; Redigiert von Kerstin Dörr; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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