München (Reuters) – Die Abspaltung der Autozuliefer-Sparte von Continental hat die letzte formale Hürde genommen.
Die Aktionäre des Konzerns aus Hannover billigten den Abspaltungsvertrag für die auf den Namen Aumovio getaufte Sparte auf der Hauptversammlung am Freitag mit 99,95 Prozent, wie Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle mitteilte. Vertreter der Aktionärsvereinigungen DSW und SdK hatten vorher ihre Zustimmung signalisiert – “aus der klaren Erwartung heraus, dass sich das positiv auf die Aktionäre auswirkt”, wie die DSW-Abgesandte Ina Jähne sagte. Aumovio soll im September an die Frankfurter Börse gebracht werden, die Conti-Aktionäre bekommen dann für je zwei Papiere eine Aktie des Spezialisten für Autoelektronik ins Depot gebucht.
Das ist aber nur der erste Schritt zur Aufspaltung von Continental. Erst vor kurzem hatte Vorstandschef Nikolai Setzer Pläne offenbart, sich im nächsten Jahr auch von der Kunststoff- und Kautschuk-Sparte ContiTech zu trennen. Auch hier sei ein Börsengang möglich, ein Verkauf sei aber am wahrscheinlichsten, bekräftigte er. “Im Sommer werden wir weitere Details dazu bekanntgeben”, sagte Setzer. Den Conti-Aktionären könnte danach eine Sonderausschüttung winken. Der Vorstand ziehe grundsätzlich eine Beteiligung der Anteilseigner am Verkaufserlös in Betracht, sei es über eine Sonderdividende oder einen Aktienrückkauf, sagte der scheidende Finanzchef Olaf Schick. Für Spekulationen über deren Umfang sei es aber noch zu früh.
Schicks Nachfolge soll zum 1. Oktober Roland Welzbacher antreten, wie der Aufsichtsrat am Freitag beschloss. Der 55-jährige Welzbacher arbeitet seit 22 Jahren für Conti und ist bisher für die Finanzen der Reifensparte zuständig, also den Bereich, aus dem die Continental AG zukünftig besteht.
Aufsichtsratschef Reitzle sprach vor den Aktionären von einer “tiefgreifenden Neugestaltung in der Geschichte von Continental”. Er rechtfertigte die Trennung von der Autozuliefer-Sparte mit dem Umbruch in der Branche. Conti habe “die weltweite Transformation heftig zu spüren bekommen”. Als selbstständiges Unternehmen könne sich Aumovio besser entwickeln, wie das Beispiel der vor einigen Jahren auf die gleiche Weise abgespaltenen Antriebssparte Vitesco gezeigt habe. Sie gehört inzwischen zum Imperium der Familie Schaeffler, dem Großaktionär von Continental.
Zudem würden fokussierte Unternehmen an der Börse höher bewertet als Mischkonzerne, sagte Reitzle. “Wir müssen Mehrwert für alle schaffen – und zwar jetzt.” Continental-Aktionär Erwin Wörle, als Mitarbeitervertreter ehemaliges Aufsichtsratsmitglied des Konzerns, bezeichnete die Aufspaltung in drei Teile dagegen als “Notschlachtung”.
(Bericht von Alexander Hübner,; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)