Dubai (Reuters) – Die Explosion im größten Hafen des Iran am Samstag mit mindestens 40 Toten und 1200 Verletzten wurde den Behörden zufolge durch schlampigen Umgang mit Chemikalien ausgelöst.
Das Verteidigungsministerium wies am Sonntag zugleich Medienberichte zurück, wonach die Detonation im Zusammenhang mit Treibstoff für ballistische Raketen stehe. Solche Berichte seien von Feinden des Irans beeinflusst, hieß es. In der Gegend des Hafens von Bandar Abbas gebe es keinerlei militärische Güter. Die genaue Ursache der Explosion müsse aber noch ermittelt werden. Die Feuerwehr hat den Behörden zufolge etwa 90 Prozent der Brände gelöscht und die Lage unter Kontrolle. Hinweise, dass der iranische Widersacher Israel verantwortlich ist, gab es nicht.
Nachdem am Samstag in Medienberichten zunächst nach der Explosion zunächst von 281 Verletzten die Rede gewesen war, stieg die Zahl der gemeldeten Opfer seitdem stetig an. Am Sonntagabend hieß es in Staatsmedien, es gebe mindestens 40 Tote und mehr als 1200 Verletzte. Der russische Präsident Wladimir Putin bot dem Iran Hilfe an, wie die staatliche Agentur RIA am Sonntag berichtete. Beide Staaten sehen sich als Widersacher der USA und kooperieren auf verschiedenen Gebieten.
In dem Hafen waren den Behörden zufolge mehrere Container an den Kaianlagen explodiert. Es seien früher wiederholt Warnungen ausgesprochen und auf mögliche Gefahren hingewiesen worden. Ölanlagen seien nicht betroffen, teilte die staatliche Ölvertriebs- und Raffineriegesellschaft mit. Das Fernsehen zeigte Aufnahmen einer hohen schwarz-orangenen Rauchwolke, die über dem Hafen aufstieg. Auf weiteren Aufnahmen waren ein Bürogebäude mit herausgesprengten Türen und Trümmern zu sehen.
Die US-Nachrichtenagentur Associated Press hatte das britische Sicherheitsunternehmen Ambrey mit der Aussage zitiert, in den Hafen sei im März Natriumperchlorat angeliefert worden, das zum Antrieb ballistischer Raketen verwendet werde und dessen unsachgemäße Handhabung zu der Explosion geführt haben könnte. Die “Financial Times” hatte im Januar über Lieferungen des Stoffs aus China berichtet. Die Menge sei ausreichend, um bis zu 260 Mittelstreckenraketen anzutreiben. Damit könne der Iran seine Vorräte nach den Raketenangriffen auf Israel im Jahr 2024 wieder auffüllen, hatte es geheißen. Ein Sprecher des iranischen Verteidigungsministeriums sagte am Sonntag, die Berichte würden “mit psychologischen Operationen des Feindes in Einklang stehen”. In dem von der Explosion betroffenen Gebiet habe es keine militärische Fracht gegeben.
In den vergangenen Jahren hatte es eine Reihe ähnlicher Vorfälle im Iran gegeben. Einige davon wurden auf Fahrlässigkeit zurückgeführt, darunter Raffineriebrände und eine Explosion in einem Kohlebergwerk. Für andere hatte der Iran Israel verantwortlich gemacht. Israel hatte Ziele im Iran im Zusammenhang mit dessen Atomprogramm angegriffen. Auch einen Vorfall an iranischen Gaspipelines im Februar 2024 hatte der Iran als israelischen Angriff bezeichnet.
(Bericht vom Reuters-Büro Dubai, geschrieben von Jörn Poltz, Ralf Bode, Sabrina Frangos und Markus Wacket. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)