Spekulationen auf Zoll-Deals treiben Börsen weiter an

Frankfurt (Reuters) – Die Hoffnung auf Annäherungen im US-Zollstreit mit China sorgt auch zum Wochenstart für steigende Aktienkurse in Europa.

Der Dax notierte am Montag gegen Mittag gut ein halbes Prozent höher bei 22.394 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann in etwa genauso viel auf 5189 Zähler. Reuters hatte vergangene Woche berichtet, die US-Regierung prüfe eine Absenkung der Zölle auf chinesische Güter. Berichten zufolge erwägt auch die chinesische Regierung die Aussetzung der Gegenzölle auf ausgewählte US-Waren. Dies trieb den Dax in der alten Woche um fast fünf Prozent nach oben.

Analysten mahnten zur Vorsicht. “Mit jedem neuen ‘Tweet’ des US-Präsidenten Donald Trump könnte die Stimmung an der Börse wieder kippen”, sagte etwa Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets. “Vor allem China stellt sich weiter angriffslustig gegen den Mann im Weißen Haus, zeigt ihm die Krallen und lässt ihn abblitzen. Das dürfte Trump sich nicht lange gefallen lassen.” Und auch wenn Trump von rund 200 vereinbarten Deals in der Handelspolitik berichte und ein Abkommen mit Japan kurz bevorstehen solle, sei über Gehalt und Wahrheit dieser Meldungen nicht viel bekannt. Von der jüngsten 90-tägigen Pause bei bestimmten US-Zöllen sei indes bald ein Drittel verstrichen.

GOLDPREIS LEGT VERSCHNAUFPAUSE EIN

Der Optimismus der Anleger drückte dennoch das Gold. Das gelbe Metall verbilligte sich um knapp ein Prozent auf 3289 Dollar je Feinunze, nachdem der Preis vergangene Woche erstmals die 3500-Dollar-Marke überschritten hatte. “Die Marktteilnehmer gehen von einer Entspannung im globalen Handelskonflikt aus und zeigen sich weniger besorgt über die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed”, sagte Giovanni Staunovo, Analyst bei der Schweizer Großbank UBS. “Das verringert vorerst die Nachfrage nach sicheren Häfen.”

Im Fokus bei den Unternehmen stand unter anderem Traton mit einem Kursplus von fast 5,5 Prozent. Die Volkswagen-Nutzfahrzeugtochter hält trotz eines Gewinneinbruchs zu Jahresbeginn an ihren Zielen für 2025 fest.

Gefragt waren auch die Aktien von Airbus, die um rund 2,5 Prozent zulegten. Der europäische Flugzeugbauer habe eine Vereinbarung zur Übernahme von einigen Vermögenswerten des US-Zulieferers Spirit AeroSystems abgeschlossen, teilten beide Unternehmen mit.

Die Papiere von Merck KGaA bauten indes ihre anfänglichen Verluste wieder ab und rückten um rund 1,5 Prozent vor. Der Darmstädter Pharma- und Technologiekonzern übernimmt für rund drei Milliarden Euro den US-Krebsspezialisten SpringWorks Therapeutics.

GEPLANTE ÜBERNAHME BEFLÜGELT DELIVEROO

Um fast vier Prozent nach unten ging es dagegen für Fraport. Die Jefferies-Experten haben die Titel des Frankfurter Flughafenbetreibers auf “Underperform” von “Hold” herabgestuft. Hintergrund sei unter anderem eine schwächelnde Nachfrage im Transatlantikverkehr, der nach Schätzungen von Jefferies bis zu 15 Prozent des Gesamtverkehrs in Frankfurt ausmacht.

Im SDax rutschten Nagarro um bis zu 16 Prozent auf ein Allzeittief von 56,20 Euro ab. Der Münchner Softwareentwickler kann seinen Jahresabschluss nicht wie vorgeschrieben bis Ende April vorlegen.

Für Gesprächsstoff an der Börse in London sorgte der Essenslieferant Deliveroo. Die geplante Übernahme durch den US-Rivalen DoorDash bescherte der Aktie den größten Kurssprung seit dem Börsengang 2021.

In Mailand griffen Anleger bei Banca Generali zu. Das italienische Geldhaus Mediobanca will die Privatbank für 6,3 Milliarden Euro übernehmen. Der Angebotspreis von 54,17 Euro pro Aktie entspricht einem Aufschlag von elf Prozent zum letzten Schlusskurs. Die Titel kletterten nach der Ankündigung um 6,5 Prozent auf 51,95 Euro.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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