Adidas: Zölle machen Schuhe und Trikots in den USA teurer

München (Reuters) – Die massiven Zölle auf Importe aus Asien werden nach den Erwartungen von Adidas die Preise für Sportschuhe und -kleidung in den USA nach oben treiben.

Es sei “unvermeidlich”, dass die Preise dort stiegen, sagte Vorstandschef Björn Gulden am Mittwoch in Herzogenaurach. “Aber wir werden nicht die ersten sein, die sie erhöhen”, fügte er hinzu. “Wir stehen finanziell nicht unter Druck, schnell zu handeln.” Adidas lässt wie die Rivalen Nike und Puma Schuhe und Textilien fast ausschließlich in Ländern wie China, Vietnam, Kambodscha und Bangladesch herstellen. US-Präsident Donald Trump will Einfuhren aus diesen Ländern mit hohen Einfuhrzöllen belegen. Eine Verlagerung der Produktion in die USA sei derzeit nicht möglich, sagte Gulden.

Der drohende Handelskrieg sorgt für Verunsicherung auch in der Sportartikelbranche. “In einer ‘normalen Welt’ hätten wir mit diesem starken Quartal, dem soliden Auftragsbestand und der insgesamt sehr positiven Stimmung gegenüber Adidas unseren Ausblick für das Gesamtjahr sowohl für den Umsatz als auch für das Betriebsergebnis angehoben”, sagte Gulden am Dienstag in Herzogenaurach. “Die Unsicherheit hinsichtlich der US-Zölle verhindert das im Moment.” Seit der ersten Ankündigung Trumps habe sich die Lage schon zweimal verändert. Der US-Präsident hatte die Zölle zunächst für 90 Tage ausgesetzt, um Zeit für Verhandlungen zu haben. Adidas hofft, dass der Zollstreit noch beigelegt wird.

Der fränkische Konzern profitiert davon, dass seine Modelle zurzeit gefragter sind als die der Konkurrenz. Von Januar bis März war das Betriebsergebnis um 82 Prozent auf 610 Millionen Euro nach oben geschnellt, der Umsatz stieg währungsbereinigt um 13 Prozent auf 6,15 Milliarden Euro, wie der Nike-Rivale vergangene Woche gemeldet hatte.

Derweil versucht Adidas die Folgen zu minimieren. Man habe so viel Ware wie möglich vor dem Stichtag in die USA gebracht, sagte Gulden. Importe aus China in die USA habe man bereits auf ein Minimum reduziert und die dort produzierten Schuhe in andere Länder umgeleitet. Die US-Kunden bekommen die neue Lage angesichts der üblichen Frachtzeiten in der Sportartikelbranche bisher nicht zu spüren. Es dauere sechs bis sieben Wochen, ehe die Ware aus Asien in den USA lande, sagte Gulden. Daher würden sich die Auswirkungen im zweiten Quartal noch kaum in den Zahlen niederschlagen.

Entsprechend sei bisher keine Kaufzurückhaltung bei Kunden in den USA zu spüren. Wie die Verbraucher auf Preiserhöhungen reagierten, lasse sich noch nicht absehen. Im ersten Quartal waren die Umsätze dort – bereinigt um den Schlussverkauf für die “Yeezy”-Produktlinie des Rappers Ye (Kanye West) – um 13 Prozent gestiegen.

“(Wir) werden natürlich versuchen, die Unsicherheit in den USA durch noch bessere Ergebnisse in den übrigen Teilen der Welt zu kompensieren”, sagte Gulden. Außerhalb der USA erwirtschafte Adidas 80 Prozent seines Umsatzes. Preiserhöhungen in anderen Ländern, um die sinkenden Margen in Amerika wettzumachen, werde es nicht geben. “Wir wollen fair bleiben”, sagte Gulden.

Adidas bleibe bei seinen Umsatz- und Gewinnprognosen für das laufende Jahr, räume “jedoch ein, dass es Unsicherheiten gibt, die diesen im weiteren Verlauf des Jahres belasten könnten”. Die Spanne möglicher Ergebnisse habe sich vergrößert. Adidas rechnet für dieses Jahr mit einem hohen einstelligen Umsatzzuwachs und einem auf 1,7 bis 1,8 (2024: 1,34) Milliarden Euro steigenden Betriebsergebnis.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL3S09K-VIEWIMAGE