Warschau (Reuters) – Polen wirft Russland eine erhebliche Einmischung in die Präsidentenwahl vor, deren erste Runde am 18. Mai stattfindet.
“Während der aktuellen Präsidentenwahl in Polen sind wir mit einem beispiellosen Versuch der russischen Einmischung in den Wahlprozess konfrontiert”, sagte Digitalminister Krzysztof Gawkowski am Dienstag auf einer Konferenz zur Verteidigung. Dies geschehe durch “die Verbreitung von Desinformation in Kombination mit hybriden Angriffen auf die kritische Infrastruktur Polens, um das normale Funktionieren des Staates lahmzulegen”. Polen sei als Drehscheibe für Hilfslieferungen an die Ukraine zu einem Hauptziel russischer Sabotage, Cyberangriffe und Desinformation geworden. Die Regierung in Warschau sei in höchster Alarmbereitschaft, vor allem seit Rumänien im Dezember aufgrund von russischer Einmischung die Präsidentenwahl abgesagt habe. Russland hat wiederholt Vorwürfe zurückgewiesen, es würde sich in Wahlen anderer Länder einmischen.
Gawkowski sagte, die russischen Angriffe hätten sich gegen Wasser- und Abwasserunternehmen, Heizkraftwerke und staatliche Verwaltungen gerichtet. Die russische Cyberangriffe in Polen hätten sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. “Heute wurden in Polen während jeder Minute meiner Rede etwa ein Dutzend Vorfälle registriert, die sich gegen kritische Infrastruktur richteten.”
Die russische Botschaft in Warschau reagierte nicht unmittelbar auf eine per E-Mail gesendete Bitte um Stellungnahme.
Die Regierung in Warschau erklärte im März, es habe einen Cyberangriff auf die polnische Raumfahrtagentur gegeben. Im Jahr 2024 erklärte Polen, die staatliche Nachrichtenagentur sei wahrscheinlich Opfer eines russischen Cyberangriffs geworden.
Warschau und seine Verbündeten haben zudem erklärt, Russland stecke hinter Brandstiftungen und Sabotageakten in ganz Europa. Russland weist diese Vorwürfe zurück.
(Bericht von: Karol Badohal, Pawel Florkiewicz, bearbeitet von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)