Umfrage: Mehr deutsche Unternehmen wollen wegen Trump in der Heimat investieren

Berlin (Reuters) – Wegen der Zollturbulenzen wollen einer Umfrage zufolge mehr deutsche Unternehmen in der Heimat investieren und weniger in den USA.

Nach den Zollankündigungen durch US-Präsident Donald Trump am 2. April sehen 80 Prozent der Finanzchefs mittelfristig ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Frühjahrsumfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte unter 200 Vorständen deutscher Unternehmen hervorgeht. Davor lag der Anteil bei 73 Prozent.

Zugleich sinkt der Anteil derer, die in Nordamerika ihren Investitionsschwerpunkt sehen, und zwar von 25 auf 19 Prozent. Am deutlichsten zeigt sich diese Entwicklung demnach bei den exportorientierten Unternehmen. Nur noch 38 Prozent sehen einen Schwerpunkt in Nordamerika, für 62 Prozent steht Deutschland im Fokus. Investitionspläne in Asien sind ebenfalls rückläufig.

“Geo- und handelspolitische Themen dominieren zunehmend Märkte und damit die Aussichten von Unternehmen”, sagte Deloitte-Chefökonom Alexander Börsch. “Der Aufbau von Resilienz und ein effektives Management geopolitischer Risiken werden damit zu entscheidenden Erfolgsfaktoren.” Ausgaben für digitale Transformation und Resilienz werden von 49 und 34 Prozent der Finanzchefs (CFO) priorisiert. Dagegen möchte jeder fünfte Befragte weniger für die Ausweitung der Produktionskapazitäten ausgeben. In der Automobilindustrie betrifft das sogar jedes zweite Unternehmen, im Maschinenbau fast jedes vierte.

Die Hälfte der Unternehmen fühlt sich gewappnet, um geopolitische Risiken frühzeitig zu erkennen und damit umzugehen – 2022 war es nur etwa ein Drittel. Um sich entsprechend abzusichern, setzen die Befragten auf Szenarioanalysen (41 Prozent), die Minimierung von Abhängigkeiten von Absatz- und Beschaffungsmärkten (34 Prozent) sowie Stresstests (33 Prozent). In der Automobilbranche plant fast jedes zweite befragte Unternehmen, Standorte zu verlagern oder neu zu bewerten.

“Die hohe Unsicherheit wirkt sich maßgeblich auf die CFO-Agenda aus”, sagte Deloitte-Finanzexperte Markus Seeger. “Kostenoptimierung und die digitale Transformation stehen im Vordergrund, jedoch dicht gefolgt von Wachstumsstrategien – insbesondere im Mittelstand und in der Dienstleistungsbranche.” Dabei könnten politische Maßnahmen dazu beitragen, dass Unternehmen aufgeschobene Investitionen wieder aufnehmen. Rund drei Viertel zögen dies in Betracht, wenn bürokratische Anforderungen vereinfacht würden. 44 Prozent ließen sich durch gezielte Hilfen für Investitionen in Zukunftstechnologien motivieren. Das kürzlich beschlossene Maßnahmenpaket für Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung würde ein Drittel der Unternehmen dazu bewegen, Investitionen wieder aufzunehmen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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