Istanbul (Reuters) – Die militante Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) löst sich einem Medienbericht zufolge auf und beendet ihren jahrzehntelangen bewaffneten Kampf.
Demnach werde ihr inhaftierter Anführer Abdullah Öcalan den Prozess koordinieren, berichtete die der PKK nahestehende Nachrichtenagentur Firat am Montag. Sie veröffentlichte die Abschlusserklärung eines Kongresses, den die PKK vorige Woche im Nordirak abgehalten hat.
Es blieb jedoch unklar, ob die türkische Regierung mit Öcalans weiterer Rolle einverstanden ist. Man werde nun die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um einen reibungslosen Übergang zu einem “terrorfreien” Land zu gewährleisten, schrieb der Leiter des Büros von Präsident Recep Tayyip Erdogan auf dem Kurznachrichtendienst X. Auch der Sprecher der regierenden AKP, Ömer Celik, bezeichnete die Entscheidung zur Auflösung als wichtigen Schritt.
“Die PKK hat ihre historische Mission erfüllt”, hieß es in der PKK-Erklärung laut Firat. Ihr Kampf habe die kurdische Frage an einen Punkt gebracht, an dem sie durch demokratische Politik gelöst werden könne. “Dies wird auch eine grundlegende Änderung der offiziellen Staatsdoktrin der Türkei erfordern”, erklärte Tayip Temel, stellvertretender Vorsitzender der prokurdischen DEM, der drittgrößten Partei im türkischen Parlament.
Seit Beginn des Aufstands der PKK im Jahr 1984 sind in diesem Konflikt mehr als 40.000 Menschen getötet worden. Sie wird sowohl von der Türkei als auch von ihren westlichen Verbündeten als terroristische Vereinigung eingestuft. Die verbotene PKK hatte im März nach dem Friedensaufruf von Öcalan eine sofortige Waffenruhe mit der Türkei erklärt. Zuvor hatte der inhaftierte 76-Jährige seine Anhänger dazu aufgerufen, die PKK aufzulösen.
Ziel der PKK war ein eigenständiges Kurden-Gebiet. 2015 scheiterten Friedensgespräche. Früher konzentrierte sich der Kampf für kurdische Autonomie hauptsächlich auf den überwiegend kurdischen Südosten der Türkei. Zuletzt lag der Schwerpunkt im Norden des Irak, wo die PKK ihren Sitz hat. Auch in Syrien mit seiner kurdischen Bevölkerungsgruppe hat die PKK Einfluss. Das türkische Militär geht immer wieder gegen kurdische Milizen in den beiden Nachbarländern vor.
Die Entscheidung der PKK dürfte daher weitreichende politische und sicherheitspolitische Folgen für die Region haben. Das gilt auch für das benachbarte Syrien, wo kurdische Kämpfer der YPG mit den US-Streitkräften verbündet sind. Die YPG hatte zuvor erklärt, Öcalans Aufruf gelte nicht für sie.
(Bericht von Daren Butler, geschrieben von Rene Wagner und Philipp Krach, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)