Umfrage: Trump macht US-Arbeitsmarkt für Spitzenkräfte unattraktiver

Berlin (Reuters) – Die Politik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump kann deutschen Unternehmen zufolge die Gewichte im transatlantischen Arbeitsmarkt spürbar verschieben.

54 Prozent sehen die Vereinigten Staaten wegen Trump als weniger attraktiv für Spitzenkräfte aus Wirtschaft und Wissenschaft an. Das geht aus der am Montag veröffentlichten Umfrage im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom unter 602 Betrieben aller Branchen ab 20 Beschäftigten in Deutschland hervor. Demnach ist diese Einschätzung bei großen Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten am ausgeprägtesten (71 Prozent). Zugleich erwarten 89 Prozent der Firmen, dass die Maßnahmen der Trump-Regierung der US-Wirtschaft langfristig mehr schaden als nutzen werden. 99 Prozent halten die USA im Moment für unberechenbar.

“Deutschland muss und kann zu einem attraktiven Standort für Talente und Spitzenkräfte aus aller Welt werden”, sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Das gelte insbesondere in technologiegetriebenen Branchen wie Quantencomputing oder Künstliche Intelligenz. “Um vom Attraktivitätsverlust der USA zu profitieren, braucht Deutschland schnellere Visaverfahren, weniger Bürokratie und eine Willkommenskultur, die nicht nur auf dem Papier steht”, sagte Wintergerst.

Prominente Ökonomen etwa fordern, dass Deutschland gezielt eine Aufnahme von Forschern aus den USA anbieten sollte, die von Einschränkungen der US-Regierung betroffen sind. Sie schlagen die Einrichtung eines Programms vor, mit dem bis zu 100 Professuren an deutschen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen geschaffen werden sollten. Das Programm sollte unter dem Dach der Deutschen Forschungsgemeinschaft laufen und vom Bundesforschungsministerium finanziert werden.

Um sich von den USA unabhängiger zu machen, fordern 92 Prozent der Unternehmen, Deutschland und Europa müssten stärker in digitale Schlüsseltechnologien wie Cloud Computing oder KI investieren. Zurzeit stammt ein Großteil der Lösungen aus den USA.

(Bericht von René Wagner, redigiert von Thomas Seythal)

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