Kairo (Reuters) – Israel hat seine Angriffe auf den Gazastreifen örtlichen Gesundheitsbehörden zufolge verstärkt. Mindestens 50 Palästinenser seien am Mittwoch ums Leben gekommen, teilten die Behörden mit. Die meisten Todesopfer, darunter Frauen und Kinder, seien bei einer Reihe israelischer Luftangriffe auf mehrere Häuser im Gebiet Dschabalia im Norden des Küstenstreifens zu beklagen, erklärten Sanitäter. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht dazu. Die Berichte würden geprüft, teilte es mit. Derzeit hält sich US-Präsident Donald Trump in der Region auf. Die Bombardierungen nahmen währenddessen deutlich zu.
Israelischen Presseberichten zufolge wurden bei einem Angriff am Dienstag der Hamas-Militärführer Mohammad Sinwar und andere hochrangige Funktionäre getötet. Das Ziel sei ein Kommando- und Kontrollbunker unter dem Europäischen Krankenhaus in der südlichen Stadt Chan Junis gewesen, hieß es in den Berichten unter Verweis auf Sicherheitskreise. Weder das israelische Militär noch die Hamas bestätigten dies. Am späten Dienstag feuerte der Islamische Dschihad, eine mit der Hamas verbündete und vom Iran unterstützte Miliz im Gazastreifen, Raketen auf Israel ab. Kurz vor Beginn der israelischen Gegenschläge hatte das Militär die Bewohner von Dschabalia und Beit Lahija aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.
Palästinenser hatten darauf gehofft, dass der Besuch von Trump in der Region, der am Dienstag in Saudi-Arabien begann, die Lage deeskalieren könnte. Die Hamas hatte am Montag vor Trumps Reise Edan Alexander freigelassen. Er war die letzte der US-israelischen Geiseln, die die Hamas bei ihrem Überfall auf Israel im Oktober 2023 genommen hatte. Bei seiner Rede in Riad am Dienstag sagte Trump, weitere Geiseln würden Alexander folgen. Er fügte hinzu, die Menschen in Gaza verdienten eine bessere Zukunft.
Die Bemühungen um eine Waffenruhe sind in den letzten Wochen ins Stocken geraten. Die Hamas und Israel geben sich gegenseitig die Schuld. Die Freilassung von Alexander war auf Vermittlung der USA sowie Ägypten und Katar zustande gekommen. Israel hat ein Team nach Doha entsandt, um eine neue Gesprächsrunde zu beginnen. Die USA haben einen Plan vorgelegt, um humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen durch private Auftragnehmer wieder aufzunehmen. Israel, das seit Anfang März Lieferungen vollständig blockiert, hat den Plan befürwortet. Die Vereinten Nationen und internationale Hilfsorganisationen haben ihn jedoch abgelehnt. Wichtige Details wie Finanzierung und Geldgeber seien unklar.
Auslöser für den Krieg war der Überfall der Hamas auf Gemeinden im südlichen Israel am 7. Oktober 2023. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und 251 Personen als Geiseln verschleppt. Israel startete daraufhin eine Gegenoffensive. Nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden kamen dabei fast 53.000 Palästinenser ums Leben. Der schmale Küstenstreifen wurde weitgehend zerstört. Die Bevölkerung von etwa 2,3 Millionen Menschen steht nach Angaben von Hilfsorganisationen und internationalen Behörden am Rande einer Hungersnot.
(Bericht von Nidal al-Mughrabi, bearbeitet von Kerstin Dörr.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)