Madrid (Reuters) – Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hat die zentrale Rolle des Dollar als Reservewährung für das globale Finanzsystem unterstrichen.
Er erwarte aber auch, dass der Euro in den kommenden Jahren an Gewicht zulegen werde, sagte Nagel am Mittwoch auf einer Podiumsdiskussion in Madrid. “Der Dollar ist sehr wichtig für das Weltfinanzsystem, wir brauchen nach wie vor einen starken Dollar.” Einige Anleger hatten zuletzt ihre Dollar-Engagements verringert. Dahinter steht die Befürchtung, dass die Spannungen im Welthandel und die unberechenbare Politik von US-Präsident Donald Trump den Status des Greenback als globale Reserverwährung untergraben könnte. Am Finanzmarkt wird jedoch darauf hingewiesen, dass es derzeit keine Alternative zum Dollar gibt.
Die Inflationsentwicklung im Euroraum bewertete Nagel positiv. “Es besteht eine gute Wahrscheinlichkeit, dass wir nahe an unser Ziel von zwei Prozent kommen.” Manche Währungshüter gingen zuletzt sogar davon aus, dass die Teuerung in den nächsten Monaten unter das Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) fallen könnte. Zu den Gründen zählten sie den Kursanstieg des Euro, niedrigere Energiekosten und ein schwaches Wirtschaftswachstum. Im April lag die Inflationsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft bei 2,2 Prozent – das EZB-Ziel liegt damit in Sichtweite.
Mit Blick auf die volatilen Finanzmärkte sagte Nagel: “Ich glaube, dass diese Unsicherheit die neue Normalität ist.” Zentralbanken müssten sich damit auseinandersetzen. “Wir müssen tun, was wir können, um diese Unsicherheit zu managen.” Zur EZB-Zinssitzung im Juni hielt sich Nagel weitgehend bedeckt. Die Entscheidung im Juni hänge von den hereinkommenden Daten ab. Nagel verwies zudem darauf, dass den Währungshütern zu ihrer Sitzung am 4. und 5. Juni in Frankfurt neue Wirtschaftsprognosen der Notenbank-Volkswirte vorliegen werden. Diese vier Mal im Jahr erstellten Projektionen liefern den Euro-Wächtern stets wichtige Orientierungshilfen für ihre Zinsentscheidungen.
Die EZB hat seit Juni 2024 die Zinsen bereits sieben Mal nach unten gesetzt. Der Leitzins im Euroraum, der Einlagensatz, liegt aktuell bei 2,25 Prozent. Am Finanzmarkt wird mit einer Fortsetzung des Lockerungskurses gerechnet.
(Bericht von Jesús Aguado; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)