Handelskrieg macht Brenntag zu schaffen – Gewinnziel eingegrenzt

Düsseldorf (Reuters) – Nach einem mauen Start ins Jahr hat der Chemikalienhändler Brenntag sein Gewinnziel für 2025 eingeschränkt und will seine Sparmaßnahmen verschärfen.

“Die Ereignisse und Entscheidungen in der internationalen Handelspolitik, die wir in den vergangenen Wochen erlebt haben, haben die Unsicherheit in der Weltwirtschaft noch einmal deutlich verschärft”, sagte Vorstandschef Christian Kohlpaintner am Mittwoch mit Blick auf die US-Importzölle. Die Folgen dieser Unsicherheit ließen sich bei Brenntag bereits im ersten Quartal ablesen. Die Kunden blieben wegen der Zollpolitik bei ihren Bestellungen vorsichtig.

“Die 90-Tage-Moratorien, so gut sie sich im ersten Blick anfühlen, helfen im Grunde nicht, Klarheit zu schaffen und letztendlich Sicherheit zu erzeugen.” Diese Unsicherheit mache es für alle schwer, “langfristige und vor allen Dingen verlässliche Prognosen abzugeben.” Daher hoffe er, dass die EU eine vernünftige Lösung mit den USA aushandelt, sagte Kohlpaintner. “Die EU verhält sich hier sehr vernünftig und geht mit kontrollierten Antworten und sehr gut ausgestattet mit guten Argumenten in die Diskussionen hinein. Jetzt muss man abwarten, was daraus wird.”

SPARMAßNAHMEN VERSCHÄRFT

Allerdings sei Brenntag breit aufgestellt und damit gut gerüstet, erklärte der Vorstand. Gleichwohl werde der Konzern bei seinen Sparmaßnahmen eine Schippe drauflegen. “Wir werden unsere Kostensenkungsinitiative beschleunigen – sowohl im Umfang als auch im Tempo”, kündigte Finanzvorstand Thomas Reisten an. “Wir sind damit weiterhin auf gutem Weg, unser Ziel von Einsparungen in Höhe von 300 Millionen Euro pro Jahr bis 2027 im Vergleich zum Basisjahr 2023 zu erreichen.” Im ersten Quartal habe Brenntag bereits 30 Millionen Euro an Einsparungen realisiert.

GEWINNZIEL EINGESCHRÄNKT

Angesichts der Unsicherheiten grenzte Kohlpaintner sein Ziel für das operative Ergebnis (Ebita) ein. Er erwarte nun, dass “das Ergebnis 2025 im unteren Bereich der Bandbreite unserer Prognose liegen wird”. Diese sieht eine Spanne von 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro vor. In den ersten drei Monaten erzielte Brenntag bei einem Umsatzplus von 0,4 Prozent auf rund 4,1 Milliarden Euro ein Ebita auf Vorjahreshöhe von 264,3 Millionen Euro.

Bei den Anlegern kamen die Aussichten nicht gut an: Die Aktie gab mehr als drei Prozent auf 60,42 Euro nach und gehörte damit zu den größten Verlierern im Leitindex DAX. “Wir stellen fest, dass der Konsens für das erste Quartal im Laufe des letzten Monats erheblich gesunken ist und ein Verfehlen dieser niedrigeren Messlatte negativ bewertet wird”, kommentierten Analysten von JP Morgan.

(Bericht von Anneli Palmen, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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