Deutscher Ost-Handel wächst – Polen schlägt China

Berlin (Reuters) – Der deutsche Handel mit den 29 Staaten Mittel- und Osteuropas ist im ersten Quartal auch wegen gut laufender Geschäfte mit Polen und der Ukraine gewachsen.

Die Exporte legten um 0,8 Prozent auf 71,4 Milliarden Euro zu, wie der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft am Donnerstag mitteilte. Überdurchschnittlich wuchsen dabei die Ausfuhren nach Polen mit 3,6 Prozent auf 24,5 Milliarden Euro. Der östliche Nachbar kaufte damit mehr Waren “Made in Germany” als die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft China: Die Exporte dorthin brachen von Januar bis März um 14,5 Prozent auf 20,5 Milliarden Euro ein. Die Volksrepublik stellt zunehmend Waren selbst her, die sie zuvor jahrelang aus Deutschland bezogen hat – etwa Autos und Maschinen.

Die Ausfuhren in die Ukraine schnellten im ersten Quartal um 40,5 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro nach oben. Das kriegsgebeutelte Land wächst wirtschaftlich wieder – in diesem Jahr nach Prognose der heimischen Zentralbank um mehr als drei Prozent.

Anderswo lief es deutlich schlechter. “Das Wachstum der Ausfuhren wurde durch deutliche Einbrüche im Geschäft mit Russland und Belarus sowie mit Ungarn gedämpft, wo sich die Konjunktur schwach entwickelt”, sagte die Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Cathrina Claas-Mühlhäuser, der Nachrichtenagentur Reuters. So fielen die Ausfuhren nach Ungarn um 9,2 Prozent auf knapp 7,8 Milliarden Euro, die in das mit Sanktionen wegen des Krieges gegen die Ukraine belegte Russland um 3,4 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro.

Die deutschen Einfuhren aus Mittel- und Osteuropa nahmen von Januar bis März um fast zwei Prozent auf 65,2 Milliarden Euro zu. Ein starker Anstieg der Importe aus wichtigen Zulieferländern für die deutsche Automobilindustrie deutet dem Ost-Ausschuss zufolge darauf hin, dass hier Vorzieheffekte vor der möglichen Verhängung von US-Zöllen eine Rolle spielen. “In dieser Hinsicht sitzen Deutschland und seine Partner in Mittel- und Osteuropa im selben Boot”, sagte Claas-Mühlhäuser. US-Präsident Donald Trump hatte im März hohe Zölle auch aus Lieferungen aus der EU verhängt. Viele US-Unternehmen haben deshalb Bestellungen vorgezogen, um noch zum günstigeren Preis einkaufen zu können.

Die breite Präsenz heimischer Unternehmen in Mittel- und Osteuropa sei längst eine Stütze der deutschen Wirtschaft, sagte Claas-Mühlhäuser. Der Einstieg in einen Friedensprozess in der Ukraine, das seit mehr als drei Jahren gegen russischen Invasoren kämpft, könne ein echter “Game Changer” werden. “Der damit verbundene Abbau von Risiken und der massive Wiederaufbau in der Ukraine würden der Konjunktur in der Region einen erheblichen Schub verleihen”, sagte die Vorsitzende des Ost-Ausschusses. “Die deutsche Wirtschaft könnte davon spürbar profitieren.”

(Bericht von Rene Wagner; Redigiert von Kirsti Knolle; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL4E0EP-VIEWIMAGE