Schwäche im Energiesektor belastet Börsen

Frankfurt (Reuters) – Fallende Kurse bei Energiekonzernen setzen die europäischen Börsen unter Druck.

Der EuroStoxx50 notierte am Donnerstag gegen Mittag knapp ein halbes Prozent tiefer bei 5380 Punkten. Nach unten zogen das europäische Pendant zum Dax unter anderem Kursverluste bei BP, Shell und TotalEnergies, die angesichts eines Rückgangs beim Ölpreis zwischen einem und knapp drei Prozent einbüßten.

Auch der deutsche Leitindex gab leicht nach und lag bei 23.510 Zählern. Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets, verwies auf eine Konsolidierung nach der jüngsten Rally. Zum Wochenstart hatte die Annäherung der USA und China im Zollstreit den Dax auf ein frisches Rekordhoch von 23.911,98 Punkten getrieben. “RWE, Deutsche Telekom, Merck und Allianz – alle vier Aktien starten trotz überwiegend guter Zahlen mit einem Minus in den Handelstag”, sagte der Experte. “Wenn positive Nachrichten nicht mehr gekauft werden, schreit der Markt förmlich nach einer Korrektur.”

RUSSLAND-UKRAINE-GESPRÄCHE IM BLICK

Zudem lastete laut Experten auf der Stimmung am Markt, dass Russlands Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump nicht an den am Donnerstag geplanten Ukraine-Gesprächen in Istanbul teilnehmen. “Denn damit sinkt die Chance auf einen schnellen Frieden”, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Stefan Maichl von der LBBW stimmte ihm zu: “Die Gespräche sind wohl kaum mehr als eine Luftnummer.” Zugleich beraten die Außenministerinnen und Außenminister der 32 Nato-Staaten im türkischen Küstenort Antalya vor allem über den weiteren Umgang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Die Anleger griffen bei Rüstungsaktien zu: An der Frankfurter Börse gewannen Rheinmetall, Renk und Hensoldt zwischen gut drei und sieben Prozent. Der europäische Sektorindex rückte um 1,5 Prozent vor.

Im Fokus bei anderen Unternehmen stand eine Reihe von Konzernbilanzen und -prognosen. Unter Druck nach als enttäuschend aufgenommenen Zahlen gerieten im Dax vor allem die Titel von Merck, Allianz und Siemens, die gut zwei bis 5,4 Prozent einbüßten. Im MDax brachen Thyssenkrupp nach Vorlage des Geschäftsberichts um mehr als elf Prozent ein. Im SDax bröckelte die Aktie von Dermapharm nach einem Gewinnrückgang um fast sechs Prozent ab.

KONJUNKTURDATEN UNEINHEITLICH

Anleger versuchten zugleich, uneinheitlich ausgefallene Konjunkturdaten zu interpretieren. Die Wirtschaft in der Euro-Zone ist zu Jahresbeginn nicht so stark in Fahrt gekommen wie zunächst gedacht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Januar bis März um 0,3 Prozent zum Vorquartal, wie die EU-Statistikbehörde Eurostat am Donnerstag mitteilte. In einer ersten Schnellschätzung war von 0,4 Prozent die Rede gewesen. Die Industrie im Euroraum fuhr ihre Produktion Ende des ersten Quartals hingegen überraschend kräftig hoch.

Nun warten Anleger auf Wirtschaftszahlen aus den USA. Vor allem die US-Einzelhandelsdaten könnten die inzwischen wieder hohen Bewertungen der Aktien rechtfertigen oder widerlegen, sagte Chefanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Außerdem steht der US-Index für die Erzeugerpreise (PPI) im April im Terminkalender. Die von den Produzenten erhobenen Preise gelten als Vorläufer für die weitere Entwicklung der Verbraucherpreise. Mit Spannung wird zudem ein Auftritt von US-Notenbankchef Jerome Powell auf einer Konferenz in Washington erwartet. Auch wenn seine Rede der Überprüfung des geldpolitischen Rahmenwerks der Zentralbank gilt, werden Investoren nach Signalen zum weiteren geldpolitischen Kurs Ausschau halten.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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