– von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz
Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) – Das konjunkturanfällige Stahlgeschäft hat dem Industriekonzern Thyssenkrupp einmal mehr die Bilanz verhagelt.
Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 sei die Sparte mit dem Werkstoff wegen schwächerer Margen und geplanter Umbaustillstände mit einem Fehlbetrag von 23 Millionen Euro in die Verlustzone gerutscht, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Auch die Sparte mit Autoteilen musste vor dem Hintergrund der Unsicherheiten durch die neuen US-Zölle Einbußen hinnehmen. Thyssenkrupp reagiert darauf unter anderem mit einem Jobabbau und einem Einstellungsstopp. Im zweiten Quartal fuhr der Konzern nur ein bereinigtes operatives Ergebnis von 19 Millionen Euro ein – 90 Prozent weniger als vor Jahresfrist.
An der Börse stürzte der Aktienkurs zeitweise um rund zehn Prozent ab. Die Ergebnisse seien wenig inspirierend, sagte ein Händler in Frankfurt.
Konzern-Chef Miguel Lopez setzt nun auf bessere Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten. “Für das zweite Halbjahr erwarten wir ein stabileres Marktumfeld sowie positive Effekte aus unseren eingeleiteten Maßnahmen, so dass wir unsere Gesamtjahresprognose bestätigen”, erklärte Lopez. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) werde weiter in einer Größenordnung von 600 Millionen bis eine Milliarde Euro erwartet. Die Automotive-Sparte könne bislang die neuen US-Zölle zwar weitgehend auf die Kunden abwälzen, sagte der scheidende Finanzchef Jens Schulte. Die Lage sei aber weiter herausfordernd.
U-BOOT-BAUER MARINE SYSTEMS GLÄNZT DANK RÜSTUNGSBOOM
Lopez teilt die Sorge, dass durch die US-Zölle mehr Billig-Stahl aus Fernost auf den europäischen Märkten landet. Der vor zwei Jahren angetretene Vorstandschef treibt die Pläne voran, die Stahlsparte in ein 50:50-Joint Venture mit einer Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky zu führen.
Auch die Vorbereitungen für die Verselbstständigung des Marinegeschäfts liefen auf Hochtouren, betonte Lopez. Die Tochter Marine Systems hatte zuletzt mehrere milliardenschwere U-Boot-Aufträge an Land gezogen. Sie verbesserte ihr operatives Ergebnis um ein Viertel auf 31 Millionen Euro. Die Abspaltung eines Minderheitsanteils könne innerhalb des Kalenderjahres erfolgen. Thyssenkrupp werde mindestens 51 Prozent der Anteile, plus eine Aktie behalten. Ein Einstieg des Bundes sei weiter möglich.
Unter anderem durch den Verkauf der Tochter Thyssenkrupp Industries India konnte Thyssenkrupp im zweiten Quartal einen Überschuss von 167 Millionen Euro erzielen. Im Gesamtjahr peilt der Konzern weiterhin ein Ergebnis zwischen 100 und 500 Millionen Euro an.
(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)