Polnischer Premier Tusk: Russische Hacker greifen vor Wahl Websites an

Warschau (Reuters) – Vor der Präsidentschaftswahl in Polen haben russische Hacker der Regierung in Warschau zufolge die Websites mehrerer Parteien angegriffen.

Die Gruppe agiere auf dem Kurznachrichtendienst Telegram, schrieb Ministerpräsident Donald Tusk am Freitag auf der Onlineplattform X. Betroffen seien die Onlineauftritte der Bürgerplattform, der Linken und der Bauernpartei PSL. “Der Angriff hält an.” Eine Stellungnahme Russlands lag zunächst nicht vor. Die Regierung in Moskau hat in der Vergangenheit eine Verwicklung in Cyberangriffe zurückgewiesen.

Die polnischen Behörden hatten zuletzt nach eigenen Angaben bereits eine mögliche ausländische Onlinekampagne zur Wahlbeeinflussung aufgedeckt. Das Nask-Zentrum zur Analyse von Desinformation verwies am Mittwoch auf groß angelegte politische Werbung auf Facebook. Die an der Kampagne beteiligten Nutzerkonten hätten dabei in den vorherigen sieben Tagen mehr ausgegeben als jedes Wahlteam, hieß es. Digitalminister Krzysztof Gawkowski erklärte damals, es sei unklar, ob Russland verantwortlich sei. Er hatte in der Vergangenheit von einem “beispiellosen Versuch der Einmischung in den Wahlablauf von russischer Seite” gesprochen.

Die Präsidentschaftswahl ab Sonntag – der ersten Runde – dürfte die zukünftige politische Ausrichtung Polens bestimmen. Tusks pro-europäische Regierung will mit dem Kandidaten Rafal Trzaskowski ihren Kurs der Demokratisierung vorantreiben. Er liegt Umfragen zufolge in Führung, dürfte sich jedoch erst bei der Stichwahl am 1. Juni durchsetzen. Ihm stehen zwei national ausgerichtete Kandidaten gegenüber – Karol Nawrocki und Slawomir Mentzen -, die als Anhänger der Politik von US-Präsident Donald Trump gelten. Alle drei haben sich zur weiteren Unterstützung der Ukraine bekannt, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. Amtsinhaber Andrzej Duda darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.

Polen hat unter Hinweis auf seine Rolle als Drehscheibe für Hilfslieferungen an die Ukraine erklärt, man sei wohl ein Hauptziel für russische Spionage, Sabotage und Cyberangriffe. Im Dezember brach Rumänien die Präsidentenwahl wegen Vorwürfen einer russischen Einmischung zunächst ab. Auch dies wies Russland zurück.

(Bericht von Alan Charlish, Pawel Florkiewicz; Geschrieben von Scot W. Stevenson, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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