Ifo-Umfrage: Viele Deutsche für Pflichtversicherung gegen Elementarschäden

Berlin (Reuters) – Die Akzeptanz in der Bevölkerung für eine Pflichtversicherung gegen Hochwasser- und Starkregenschäden in Deutschland ist laut Ifo-Institut größer als angenommen.

Rund 39 Prozent befürworten eine verpflichtende Elementarschadenversicherung und 27 Prozent sind dagegen, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut am Montag zu einer Umfrage unter mehr als 8000 Haushalten und 639 Unternehmen mitteilte. “Vor allem aus Gründen der Fairness sind viele Haushalte bereit, ein solidarisches Versicherungssystem mitzutragen – selbst dann, wenn sie selbst kaum direkt davon profitieren würden”, sagte Ifo-Expertin Marie-Theres von Schickfus.

Besonders stark fiel der Effekt bei bislang nicht versicherten Haushalten in Gebieten aus, in denen das Risiko von Überflutungen gering ist. Hier zeigte sich dem Ifo zufolge eine neue Haltung der Bevölkerung: Eine allgemeine Pflichtversicherung wurde als fairer und gesellschaftlich kosteneffizienter empfunden als staatliche Ad-hoc-Hilfen. “Die Bevölkerung erkennt zunehmend, dass eine privatwirtschaftlich organisierte Pflichtversicherung nicht nur ökonomisch effizienter, sondern auch gerechter ist”, erklärte von Schickfus. “Das eröffnet Handlungsspielraum für eine politische Neuordnung der Katastrophenvorsorge.”

Die Flutkatastrophe von 2021 im Ahrtal richtete dem Ifo zufolge Schäden von über 40 Milliarden Euro an – nur etwa die Hälfte der Wohngebäude war damals versichert. Dies zeige, wie lückenhaft die finanzielle Vorsorge für klimabedingte Schäden bisher war. “In Zeiten wachsender Extremwetterrisiken könnte ein verpflichtendes Versicherungssystem ein sinnvoller Schritt hin zu einem vorsorgenden Schutz vor den Auswirkungen des Klimawandels sein und staatliche Haushalte entlasten”, sagte Karen Pittel, Leiterin des Ifo-Zentrums Energie, Klima und Ressourcen. Eine stärkere Berücksichtigung von Klimarisiken bei Investitionsentscheidungen setze aber voraus, “lokale Risiken in den Versicherungsprämien adäquat einzupreisen”.

Eine Absicherung gegen Hochwasser- und Starkregen-Schäden soll laut Koalitionsvertrag von Union und SPD in die Gebäudeversicherung integriert werden. Neue Policen sollen nur noch mit der Elementarschaden-Deckung angeboten werden, bestehende Verträge für Wohngebäude werden demnach zu einem bestimmten Stichtag entsprechend umgestellt. Die Versicherer plädieren vor allem für eine wirksame Prävention gegen Elementarschäden, etwa gegen Hochwasser.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Sabine Wollrab – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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