Dubai (Reuters) – Aus der iranischen Führung kommen zunehmend kritische Äußerungen zu den Chancen einer Einigung im Atomstreit mit den USA.
Die Forderung der US-Regierung, dass der Iran seine Urananreicherung vollständig einstelle, sei “überzogen und empörend”, sagte das politische und geistliche Oberhaupt der Islamischen Republik, Ajatollah Ali Chamenei. “Ich glaube nicht, dass die Atomverhandlungen mit den USA Ergebnisse bringen werden”, zitierten ihn staatliche Medien am Dienstag. Die Regierung in Washington solle keine überzogenen Forderungen im Rahmen der Verhandlungen stellen. Erst am Montag hatte Vize-Außenminister Madschid Tachtrawantschi erklärt, die Atomgespräche “werden zu nichts führen”, wenn die USA darauf beharrten, dass der Iran überhaupt kein Uran anreichern dürfe.
Damit steht die Grundlage für weitere Gespräche zwischen den USA und dem Iran auf dünnem Eis, gleichwohl am kommenden Wochenende eine fünfte Verhandlungsrunde in Rom erwartet wird. Nun liegt ein neuer Vorschlag der USA auf dem Tisch, erklärte das iranische Außenministerium am Dienstag. Der Iran werde diesen Vorschlag prüfen.
Der US-Sondergesandte Steve Witkoff hatte am Sonntag den US-Standpunkt bekräftigt, dass jedes neue Abkommen zwischen den USA und dem Iran eine Vereinbarung zur Beendigung der Urananreicherung enthalten müsse. Die Anreicherung gilt als möglicher Weg zur Entwicklung von Atombomben. Der Iran weist jedoch westliche Vorwürfe zurück, nach Atomwaffen zu streben, und behauptet, sein Atomprogramm diene ausschließlich zivilen Zwecken zur Energieerzeugung.
US-Präsident Donald Trump hatte bei seinem Besuch in Staaten der Golf-Region in der vergangenen Woche erklärt, ein neues Atomabkommen sei in greifbarer Nähe, jedoch müsse der Iran schnell handeln. Die USA waren in Trumps erster Amtszeit aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen, haben neue Sanktionen verhängt und fordern seitdem eine Vereinbarung mit strengeren Auflagen. Im April hatte Trump mit einem Angriff auf den Iran gedroht, sollte das Land keine Einigung mit den USA über sein Atomprogramm erzielen.
(Bericht vom Reuters-Büro Dubai, geschrieben von Philipp Krach, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)