UN: Noch immer keine Hilfe in Gaza verteilt – Auch Papst schaltet sich ein

New York (Reuters) – Auch zwei Tage nach dem angekündigten Ende der israelischen Blockade ist nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) noch keinerlei Hilfe im Gazastreifen verteilt worden.

“Bislang konnten keine Hilfsgüter den Ladebereich von Kerem Schalom verlassen”, sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric am Mittwoch unter Verweis auf den Grenzübergang zu dem Palästinensergebiet. Israel habe nur Zugang zu Teilen des Gazastreifens gewährt, “die wir als unsicher einschätzten”. Dort sei wegen der seit langem bestehenden Versorgungsengpässe mit Plünderungen zu rechnen. Zuvor hatte auch Antoine Renard vom Welternährungsprogramm (WFP) erklärt, keine der Güter hätten die Bevölkerung erreicht.

Israel hatte am Montag angekündigt, die elfwöchige Blockade des Gebietes mit einst 2,3 Millionen Menschen werde aufgehoben. Die Abriegelung war mit dem Vorwurf begründet worden, die radikal-islamische Hamas fange die Güter ab. Dem Militär zufolge fuhren am Montag fünf Lastwagen in den Gazastreifen und am Dienstag 93. Insider sagten, am Mittwoch hätten mindestens 15 Lkw die Grenze bei Kerem Schalom überquert. Sie seien unterwegs zu den WFP-Lagerhäusern. Was dann mit den Gütern passieren sollte, war zunächst unklar. Die UN hat erklärt, nötig seien mindestens 500 Lastwagenladungen an Hilfe und Güter pro Tag. Sie hat eindringlich vor einer Hungersnot gewarnt und weist seit längerem auf eine bestehende Mangelernährung hin, die dauerhafte körperliche Einschränkungen nach sich ziehen könnten.

Die Lage der Menschen im Gazastreifen hat zu scharfer Kritik aus dem In- und Ausland geführt, auch von Verbündeten. Am Mittwoch rief auch Papst Leo die israelische Regierung auf, Hilfen in das vom Krieg zerstörte Gebiet zu lassen. Auch in Israel selbst ist die Blockade und die neu aufgenommene Offensive gegen die radikal-islamische Hamas umstritten. Allerdings versuchte am Mittwoch eine Gruppe von israelischen Demonstranten in Kerem Schalom, die Lkw-Durchfahrt zu verhindern. Sie forderten eine Aussetzung der Hilfslieferungen, solange die Hamas nicht alle ihre Geiseln freigelassen habe.

(Bericht von Michelle Nichols und Nidal Al Mughrabi; Geschrieben von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL4L082-VIEWIMAGE