Berlin (Reuters) – Die deutsche Wirtschaft ist einer Umfrage zufolge im Mai überraschend geschrumpft.
Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Privatwirtschaft mit Industrie und Dienstleistern sank auf 48,6 Punkte, von 50,1 Zählern im April, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Donnerstag zu seiner monatlichen Befragung von Einkaufsmanagern mitteilte. Dies ist ein Fünfmonatstief. Belastend wirkte dabei hauptsächlich die beschleunigte Talfahrt des Servicesektors. Das an den Finanzmärkten stark beachtete Stimmungsbarometer fiel damit im Mai unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten einen Anstieg auf 50,4 Zähler auf dem Zettel.
Ausschlaggebend für das Absacken des Barometers war, dass die Geschäftstätigkeit im Dienstleistungssektor wegen der anhaltenden Nachfrageschwäche zum zweiten Mal hintereinander und so stark zurückging wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Der entsprechende Indexwert fiel auf 47,2 Punkte.
INDUSTRIE IM AUFWÄRTSTREND
Die Industrie bremste ihre Talfahrt unterdessen: Ihr Barometer stieg auf 48,8 (April: 48,4) Stellen. “Der PMI im Verarbeitenden Gewerbe befindet sich zwar weiterhin im roten Bereich, steigt aber seit fünf Monaten sukzessive an”, erklärte Chefökonom Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB), der Sponsorin der Umfrage. Helaba-Experte Ralf Umlauf geht davon aus, dass die Deeskalation im Zollstreit mit den USA für den Anstieg verantwortlich sein dürfte: “Zudem hoffen die Unternehmenslenker auf wirtschaftliche Impulse der neuen Bundesregierung.” Die deutschen Wirtschaftsweisen rechnen dieses Jahr mit einer Stagnation beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) und sehen die Konjunktur “weiter in einer ausgeprägten Schwächephase”. Die Euro-Zone wird laut Prognose der EU-Kommission dieses Jahr hingegen wachsen: Das Bruttoinlandsprodukt dürfte demnach um 0,9 Prozent zulegen.
Doch im Mai gab es überraschend einen Dämpfer für die Konjunktur im Euro-Raum, wie am aktuellen PMI abzulesen ist. Der Index fiel auf 49,5 Punkte, nach 50,4 Zählern im April. Damit ist auch die Wirtschaft im Euro-Währungsraum auf Talfahrt. Während Deutschland erstmals in diesem Jahr in die rote Zone geriet, dümpelt die Wirtschaft in Frankreich mitterweile bereits im neunten Monat in Folge im Bereich unter der Wachstumsschwelle. “Mit erneut kräftigem Wachstum schnitten die übrigen von der Umfrage erfassten Länder zum wiederholten Mal besser ab, wenngleich die Wirtschaftskraft hier nicht mehr ganz so stark zulegte wie in den zurückliegenden drei Monaten”, hieß es zu der Umfrage weiter.
Der PMI basiert auf Umfragen unter einer repräsentativen Auswahl von 5000 Firmen in der Industrie und im Servicesektor.
Industrieumfragen werden in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, den Niederlanden, Österreich, Irland und
Griechenland erhoben. Die eingehenden Dienstleistungsdaten stammen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und
Irland. Die vorläufigen Umfragezahlen basieren auf annähernd 85 bis 90 Prozent der monatlichen Umfrage-Rückmeldungen.
(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)