Frankfurt (Reuters) – Die deutsche Wirtschaft wird laut Bundesbank auch als Folge der US-Zollpolitik voraussichtlich im laufenden zweiten Quartal in etwa stagnieren.
Vielfältige Belastungsfaktoren bestünden fort, und mit der verschärften Zollpolitik der US-Regierung komme zusätzlicher Gegenwind hinzu, schreibt die deutsche Notenbank in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht. Dies treffe insbesondere die Exportwirtschaft, die ohnehin mit einer schwierigen Wettbewerbsposition und schwacher Nachfrage zu kämpfen habe. Die Nachfrage nach Industrieprodukten aus dem Ausland sei weiterhin schwach. Zudem belaste der Kursanstieg des Euro – eine weitere Folge der US-Handelspolitik.
US-Präsident Donald Trump hatte im April gegen fast alle Handelspartner hohe Sonderzölle erlassen. Ein Teil davon wurde dann aber wieder ausgesetzt für 90 Tage, um Zeit für Verhandlungen zu haben. “Die Zollpolitik der US-Regierung dürfte die deutsche Industrie bereits im laufenden Quartal bremsen,” schätzen die Bundesbank-Experten. Der Einstieg in das zweite Quartal sei aber noch gut gewesen, wozu wahrscheinlich auch Vorzieheffekte beigetragen hätten. In der Bauwirtschaft verbesserten sich zwar die Aussichten. Für das laufende Quartal seien aber noch keine Impulse zu erwarten. Schwung könnte aber der privaten Konsum liefern.
Die Wirtschaftsweisen hatten am Mittwoch in ihrem Frühjahrsgutachten prognostiziert, dass die Konjunktur in diesem Jahr nach zwei Rezessionsjahren voraussichtlich auf der Stelle treten wird. Damit kassierte der Sachverständigenrat eine frühere Prognose, in der für 2025 noch von einem leichten Wachstum ausgegangen wurde. Das Münchener Ifo-Institut ist etwas optimistischer. “Wir werden in diesem Jahr eine leicht positive Wachstumsrate sehen”, sagte der für die monatlichen Konjunkturumfragen zuständige Ifo-Experte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. Auch für das laufende zweite Quartal erwartet er ein mit 0,1 Prozent leicht steigendes Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Die Bundesbank geht ihrerseits davon aus, dass positive Effekte für die Konjunktur durch die expansive Haushaltspolitik der Bundesegierung kurzfristig nicht zu erwarten sind. Sie rechnet damit, dass vor allem die höheren Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben die Wirtschaft mit zeitlicher Verzögerung anschieben werden.
(Bericht von Frank Siebelt; Mitarbeit Alexander Hübner,; redigiert von Reinhard Becker; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)