Berlin (Reuters) – Trotz Skepsis in der Finanzbranche sieht EZB-Direktor Piero Cipollone gute Gründe für die Einführung eines digitalen Euro.
“In einer Welt, in der Bargeld für E-Commerce-Transaktionen nicht mehr verwendet werden kann und Menschen zunehmend digitale Zahlungen vor Ort bevorzugen, müssen wir ein digitales Bargeldäquivalent bereitstellen”, sagte der Italiener am Donnerstag in Ljubljana. Zahlungen seien mehr als nur ein Mittel zur Abwicklung von Transaktionen – sie seien “das Lebenselixier” einer modernen Wirtschaft.
Der digitale Euro soll das herkömmliche Zentralbankgeld, also Banknoten und Münzen, ergänzen. Laut EZB könnte er ein elektronisches Gegenstück zum Bargeld sein. Die Einführung eines digitalen Euro sei für Verbraucher und Händler gleichermaßen von Vorteil, sagte Cipollone: “Dies sichert den Europäern ihre Zahlungsfreiheit, da sie wissen, dass ein digitaler Euro überall dort akzeptiert wird, wo sie digital bezahlen können.” Und es ermögliche Händlern, die digitale Zahlungspräferenz ihrer Kunden mit den Vorteilen von Bargeld als Zahlungsmittel zu vereinen, das sie vor überhöhten Gebühren und Netzausfällen schütze.
Die Banken im Euroraum befürchten durch eine Einführung des digitalen Euro allerdings massive Belastungen. Eine Studie im Auftrag der europäischen Bankenverbände EBF, EACB und ESBG kommt zum Fazit, dass dies Banken mit bis zu 30 Milliarden Euro belasten könnte, wie die Spitzenverbände der Sparkassen-Finanzgruppe und der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken jüngst mitteilten. Sie kritisierten, dass der digitale Euro in der bisherigen Konzeption keinen erkennbaren Mehrwert für Verbraucher oder Unternehmen schaffe. Die Lobbyverbände fordern deshalb eine engere Zusammenarbeit mit privaten Initiativen aus der europäischen Finanzwirtschaft.
Seit November 2023 befindet sich die EZB in der Vorbereitungsphase, in der weiter an der möglichen Entwicklung des digitalen Euro gearbeitet wird. Bundesbankvorstand Burkhard Balz sagte jüngst, mit einer Einführung sei nicht vor 2028 zu rechnen, auch weil die rechtlichen Grundlagen noch geschaffen werden müssten.
(Bericht von Reinhard Becker,)