Britische Wirtschaft schrumpft erneut – “Enttäuschend”

London (Reuters) – Die britische Wirtschaft ist im Mai überraschend den zweiten Monat in Folge geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei um 0,1 Prozent zurückgegangen, teilte das Statistikamt ONS am Freitag in London mit. Im April hatte es bereits ein Minus von 0,3 Prozent gegeben. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nun mit einem leichten Wachstum von 0,1 Prozent gerechnet. Während die Dienstleister ein kleines Plus verzeichneten, zogen die Industrie und die Baubranche die Gesamtentwicklung nach unten.

Finanzministerin Rachel Reeves zeigte sich unzufrieden mit der Entwicklung. “Auch wenn die heutigen Zahlen enttäuschend sind, bin ich entschlossen, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln”, betonte sie in einer Erklärung.

Im ersten Quartal hatte die britische Wirtschaft noch kräftig zugelegt und das Wachstum aller anderen großen Industriestaaten (G7) übertroffen. Ein Großteil dieses Wachstums dürfte jedoch auf Sondereffekte zurückzuführen sein. Dazu zählten das Auslaufen einer Steuererleichterung für einige Hauskäufe und vorgezogene Lieferungen in die USA, um den dort von US-Präsident Donald Trump verhängten höheren Zöllen zuvorzukommen.

Die Bank of England rechnet für das zweite Quartal bislang mit einem Wachstum von etwa 0,25 Prozent. In einer intern umstrittenen Entscheidung hat die Notenbank im Juni eine Zinspause beschlossen. Die Währungshüter um Zentralbankchef Andrew Bailey entschieden, ihren Leitzins bei 4,25 Prozent zu belassen. Die Entscheidung im neunköpfigen geldpolitischen Ausschuss der Bank of England fiel mit sechs zu drei Stimmen. Drei Währungshüter stimmten vergeblich für eine Reduzierung um einen Viertelprozentpunkt. Die Tür für eine Senkung könnte sich aber nach Einschätzung mancher Experten schon bald wieder öffnen – auch wegen der schwächelnden Konjunktur.

(Bericht von Andy Bruce, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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