Berlin (Reuters) – Die deutsche Wirtschaft ist aus Sicht der Bundesbank zuletzt nicht vom Fleck gekommen und zudem durch die US-Zollpolitik mit erheblichen Risiken konfrontiert.
“Auslaufende Vorzieheffekte trugen dazu bei, dass das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal saisonbereinigt wohl stagnierte”, teilte die deutsche Notenbank in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Monatsbericht mit. Die Bundesbank-Ökonomen weisen daraufhin, dass Industrieproduktion und Exporte in Erwartung höherer Zölle im ersten Quartal deutlich gestiegen seien. Von April bis Juni waren die US-Importzölle auf deutsche Waren und Dienstleistungen zwar teilweise ausgesetzt und die zukünftigen Zollhöhen unklar: “Jedoch ist davon auszugehen, dass sich die hohe Aktivität im Vergleich zum Vorquartal etwas normalisierte”, erklärte die Bundesbank.
Die konjunkturelle Grundtendenz sei insgesamt weiter schwach. Kurzfristig drohe der deutschen Exportwirtschaft zusätzlicher Gegenwind durch die US-Zollpolitik. US-Präsident Donald Trump hat kürzlich angekündigt, dass ab dem 1. August Zusatzzölle von 30 Prozent anstelle des im April eingeführten Basiszollsatzes von zehn Prozent auf Importe aus der EU in Kraft treten sollen. Die EU hofft jedoch weiter auf eine Verhandlungslösung.
In der Deutschland-Prognose vom Juni hatte die Bundesbank für die Basislinie noch einen Zollsatz von zehn Prozent zugrunde gelegt. “Träte der nun angekündigte Zollsatz in Kraft, stellte er insofern ein beachtliches konjunkturelles Abwärtsrisiko dar”, warnte die Bundesbank. Im vorigen Monat hatte sie für das laufende Jahr kalenderbereinigt eine Stagnation und für 2026 einen Anstieg des BIP von 0,7 Prozent prognostiziert. Die deutsche Wirtschaft legte im ersten Quartal um 0,4 Prozent zu. Viele Fachleute erwarten allerdings für die weiteren Quartale geringere Wachstumsraten.
(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Klaus Lauer. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)