Dax-Anleger unbeeindruckt von Spekulationen um Fed-Chef Powell

Frankfurt (Reuters) – Nach den jüngsten Verlusten haben die Dax-Anleger am Donnerstag wieder beherzt bei Aktien zugegriffen.

Der deutsche Leitindex stieg in der Spitze um 1,3 Prozent auf 24.315 Punkte – er näherte sich damit seinem Rekordhoch von 24.639,10 Zählern, das er vor einer Woche erreicht hatte. “Der Dax klopft mal wieder oben an”, sagte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Unbeeindruckt zeigten sich die Anleger von den wieder aufgeflammten Spekulationen auf eine möglicherweise schon bald anstehende Entlassung des Fed-Chefs Jerome Powell durch US-Präsident Donald Trump. “Solange der Stuhl von Fed-Chef Powell nur wackelt, wackeln auch die Finanzmärkte nur kurz”, urteilte Molnar.

An der Wall Street hatte am Mittwoch ein Bericht über eine eventuell kurzfristige Absetzung Powells durch Trump für Irritationen gesorgt. Zweifel an der Unabhängigkeit der Zentralbank brachten auch die US-Währung vorübergehend unter Druck. Als der US-Präsident den Medienbericht als falsch zurückwies, beruhigten sich die Märkte wieder. Am Donnerstag rückte der Dollar-Index um bis zu 0,4 Prozent auf 98,81 Punkte vor, der Euro gab 0,5 Prozent auf 1,1574 Dollar nach.

FINDET TRUMP EINE MÖGLICHKEIT, POWELL ZU ENTLASSEN?

Analysten blieben allerdings vorsichtig. Für viele stellt sich die Frage, ob Trump doch noch nach Wegen sucht, Powell zu feuern. Schließlich kritisiert der US-Präsident fast täglich die Geldpolitik der Notenbank und verlangt von ihr eine Zinssenkung. Nach US-Recht kann der Präsident den Fed-Chef nicht wegen eines Streits über die Zinspolitik entlassen. Trump sagte zur Möglichkeit eines Rauswurfs seines Widersachers an der Spitze der Fed: “Ich schließe nichts aus, aber das ist höchst unwahrscheinlich, außer, wenn er wegen Betrugs gehen muss.”

Laut Commerzbank-Analyst Michael Pfister scheint Trump weiterhin die Grenzen dessen auszutesten, was er in Bezug auf die Unabhängigkeit der Notenbank wagen kann. “Die verbalen Angriffe nehmen immer weiter zu, zuletzt hat sich das Umfeld von Trump auf die Fed-Renovierung konzentriert und versucht, Powell an dieser Stelle einen Betrug anzudichten.” Sollte der US-Präsident den Notenbank-Chef tatsächlich absetzen, dürfte der Greenback der Leidtragende sein. Eine empfindliche Abwertung des US-Dollars sei wahrscheinlich, prognostizierte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

SIEMENS-AKTIEN FOLGEN ABB INS PLUS

Neben der Fed sorgte am Aktienmarkt auch die anlaufende Berichtssaison für Gesprächsstoff. Die erfreulichen Quartalszahlen des Elektrotechnikkonzerns ABB hoben laut einem Händler die Branchenstimmung. ABB-Papiere stiegen an der Schweizer Börse um 8,5 Prozent, im Dax setzten sich die Aktien von Siemens mit einem Plus von bis zu 4,3 Prozent an die Spitze des Leitindex. In Paris zogen die Aktien von Schneider Electric um knapp sechs Prozent an. Ein boomendes Amerika-Geschäft hat ABB im zweiten Quartal 2025 einen rekordhohen Auftragseingang beschert.

Für gute Laune sorgte zudem der weltgrößte Chip-Auftragsfertiger TSMC, der vom wachsenden Bedarf an Computerchips für Künstliche Intelligenz (KI) profitierte. Er verbuchte das beste Quartalsergebnis der Firmengeschichte. Die in Frankfurt notierten TSMC-Titel kletterten um bis zu 6,4 Prozent in die Höhe. In ihrem Windschatten gewann der europäische Technologie-Index 1,7 Prozent. Zu den Favoriten gehörten hier Chipwerte wie STMicro und Infineon mit Kursgewinnen von bis zu vier Prozent.

Für die Volvo-Aktien ging es nach der Veröffentlichung des Quartalsberichts nur kurzzeitig nach oben. Gegen Mittag lagen sie ein Prozent im Minus. Der Betriebsgewinn sank im zweiten Quartal auf 13,5 (Vorjahr: 20,3) Milliarden Schwedische Kronen, fiel damit aber leicht höher aus als von den Analysten mit 13,3 Milliarden Kronen vorhergesagt. Die Aktien der Konkurrenten Daimler Truck verloren im Dax 1,2 Prozent, Traton lagen im MDax 0,8 Prozent fester.

(Bericht von Daniela Pegna. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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