Deutsche Erzeugerpreise weiter im Sinkflug

Berlin (Reuters) – Die Erzeugerpreise sind in Deutschland weiter auf Talfahrt.

Die Hersteller gewerblicher Produkte – von Nahrungsmitteln bis hin zu Industriegütern – verlangten im Juni hierzulande durchschnittlich 1,3 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit diesem Rückgang gerechnet, nachdem es im Mai ein Minus von 1,2 Prozent gegeben hatte. “Hauptursächlich für den Rückgang der Erzeugerpreise gegenüber dem Vorjahresmonat waren im Juni 2025 die niedrigeren Energiepreise”, erläuterte Destatis.

Energie war im Juni um 6,4 Prozent billiger als im Vorjahresmonat. Ebenfalls günstiger als vor einem Jahr waren Vorleistungsgüter. Teurer als im Vorjahresmonat waren hingegen Verbrauchs- und Gebrauchsgüter sowie Investitionsgüter. Ohne Berücksichtigung von Energie stiegen die Erzeugerpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,3 Prozent.

“Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass die deutlich gefallenen Erzeugerpreise Zeugnis einer ausgeprägten Konjunkturschwäche sind und die Margen der Unternehmen belasten werden”, sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia, und fügte hinzu: “Bei einem Anstieg der Preise ohne Energie um 1,3 Prozent im Vorjahresvergleich scheint zwar die Preissetzungsmacht nicht besonders groß zu sein, aber es dürfte den Unternehmen im Durchschnitt durchaus gelungen sein, ihre Gewinnmargen zumindest zu halten, wenn nicht sogar leicht auszubauen.” Die Erzeugerpreisdaten seien in der Kombination sinkender Energiepreise und steigender sonstiger Preise somit eine gute Nachricht.

Von Mai auf Juni stiegen die Preise der Hersteller insgesamt um 0,1 Prozent. Experten hatten hier eine Stabilisierung auf dem Vormonatswert erwartet. In der Statistik werden die Preise für Produkte von Herstellern geführt, bevor sie etwa in den Groß- und Einzelhandel kommen. Die Preise für die im Bergbau, im Verarbeitenden Gewerbe sowie in der Energie- und Wasserwirtschaft erzeugten und im Inland verkauften Produkte sind damit frühe Signalgeber für die Inflation. Diese hat im Juni nachgelassen. Waren und Dienstleistungen kosteten nur noch 2,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Mai lag die Teuerungsrate noch bei 2,1 Prozent.

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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