Stellantis schreibt wegen US-Zöllen und Konzernumbau Milliardenminus

Mailand (Reuters) – Der Autobauer Stellantis hat unter anderem wegen der US-Zollpolitik einen Milliardenverlust eingefahren.

Das Minus im ersten Halbjahr habe wohl 2,3 Milliarden Euro betragen, teilte die Opel-Mutter am Montag unter Berufung auf eine erste Hochrechnung mit. Allein die Zölle kosteten das Unternehmen 300 Millionen Euro. Dazu kommt der Geschäftsumbau. Stellantis, zu dem auch die Marken Fiat, Peugeot, Chrysler und Jeep gehören, hatte zuletzt eine Reihe von Fahrzeugprogrammen eingestellt, darunter auch ein Brennstoffzellen-Fahrzeug, und höhere Investitionen in Verbrenner- und Hybridautos auf den Weg gebracht. Die Zahlen des Autobauers fielen schlechter aus als von Analysten im Schnitt vorhergesagt, “aber wir denken, dass schlechte Zahlen für möglich gehalten wurden”, schrieb Jefferies-Analyst Philippe Houchois. An der Börse gaben die Papiere 1,5 Prozent nach.

Der Umsatz schrumpfte den Angaben nach um 12,6 Prozent auf 74,3 Milliarden Euro. Die Experten von JP Morgan erklärten, die Ergebnisse spiegelten wider, dass das Unternehmen Maßnahmen auf den Weg gebracht habe, um die Profitabilität zu steigern. Neue Produkte dürften sich in der zweiten Jahreshälfte auszahlen. Erst vor wenigen Tagen hatte Stellantis eine Hybridversion des Kleinwagens Fiat 500 vorgestellt, der als Hoffnungsträger für die Produktion in Italien gilt. Dazu kommen insbesondere in den USA große Benzin-Fahrzeuge. Opel-Chef Florian Huettl sagte der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” vom Montag, noch vor fünf Jahren sei ein schnellerer Hochlauf der Elektromobilität erwartet worden. “Und dann ist es natürlich auch richtig, dass wir unsere entsprechende Planung jeweils überprüfen und an die neuen Bedingungen anpassen.”

Immerhin zeige die Tatsache, dass Stellantis in der ersten Jahreshälfte 3,3 Milliarden Euro für Restrukturierungen verbucht habe, dass die neue Führung unter Antonio Filosa bereit sei, gegenzusteuern, sagte Stephen Reitman, Analyst bei der Investmentbank Bernstein. In den USA spürt Stellantis allerdings noch die Folgen der Politik des ehemaligen Chefs Carlos Tavares. Dieser hatte es nach Einschätzung von Branchenexperten versäumt, wichtige Modelle neu aufzulegen, und zu hohe Preise verlangt. In der Folge füllten sich die Bestände der Händler mit unverkauften Fahrzeugen. Bislang sei es nicht gelungen, ein Rezept gegen den Absatzrückgang in den USA zu finden, sagte Reitman. Im zweiten Quartal brach der US-Absatz um ein Viertel ein. Weltweit verkaufte das Unternehmen mit 1,4 Millionen Autos sechs Prozent weniger als vor Jahresfrist.

(Bericht von Giulio Piovaccari und Christina Amann, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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