Mehr als 60 Palästinenser bei Angriff in Gaza getötet

Kairo (Reuters) – Im Norden des Gazastreifens sind nach Angaben von Ärzten 67 Menschen ums Leben gekommen als sie auf die Verteilung von Hilfsgütern warteten.

Mitarbeiter des Al-Schifa-Krankenhauses und die palästinensische Gesundheitsbehörde teilten am Sonntag mit, die Palästinenser seien durch israelischen Beschuss getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Die Zahl der Getöteten sei im Laufe des Tages gestiegen. Zunächst war von mindestens 30 Toten die Rede gewesen. Es seien immer mehr Leichen vom Unglücksort in die Krankenhäuser gebracht worden, teilte die Behörde mit. Die Menschen hätten sich versammelt, um auf die Ankunft von Hilfslastwagen der Vereinten Nationen (UN) zu warten. Das israelische Militär erklärte, es prüfe den Bericht.

Palästinensische Gesundheitsbehörden und die UN warnten erneut vor einer sich verschärfenden Hungersnot. “Hunderte Menschen, deren Körper ausgezehrt sind, sind aufgrund des Hungers vom baldigen Tod bedroht”, teilte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium mit.

Die israelische Armee ordnete am Sonntag zudem die Evakuierung von Gebieten im Zentrum des Gazastreifens an, in denen zahlreiche Palästinenser Zuflucht gesucht haben. Die Maßnahme könnte auf einen bevorstehenden Angriff auf Teile der Stadt Deir al-Balah hindeuten und alarmierte die Familien israelischer Geiseln. Sie befürchten, dass ihre Angehörigen in diesem Gebiet festgehalten werden. “Kann uns irgendjemand garantieren, dass diese Entscheidung nicht das Leben unserer Angehörigen kostet”, hieß es in einer Erklärung der Familien.

Um die Bevölkerung in Deir al-Balah zu warnen, warf das israelische Militär Flugblätter ab. Das Militär erklärte, es setze seinen Einsatz “mit großer Wucht fort, um die Fähigkeiten des Feindes und die terroristische Infrastruktur in dem Gebiet zu zerstören”. Israelischen Insidern zufolge hatte sich die Armee aus dem Gebiet bisher herausgehalten, weil dort Geiseln vermutet werden. Palästinensern zufolge könnte der Vorstoß auf Deir al-Balah ein Versuch sein, die Hamas bei den langwierigen Waffenstillstandsverhandlungen zu Zugeständnissen zu bewegen.

Der Krieg begann am 7. Oktober 2023 mit einem Angriff der Hamas auf Israel, bei dem 1200 Menschen getötet und 251 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Einige von ihnen werden noch lebend im Gazastreifen vermutet. Seit Beginn des Krieges wurden nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörden mehr als 58.000 Palästinenser getötet.

(Bericht von Nidal al-Mughrabi, bearbeitet von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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