Materialengpässe in Elektroindustrie steigen – “Folge von Chinas Beschränkungen”

Berlin (Reuters) – Die Materialknappheit in der deutschen Elektroindustrie hat zu Beginn der zweiten Jahreshälfte deutlich zugenommen.

12,7 Prozent der Hersteller von elektrischen Ausrüstungen klagten im Juli darüber, wie das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Umfrage mitteilte. Im April lag der Anteil mit 5,7 Prozent weniger als halb so hoch. “Dies ist vermutlich eine Folge der chinesischen Export- und Handelsbeschränkungen für bestimmte Seltene Erden”, sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe.

Die Volksrepublik hatte im April im Handelsstreit mit den USA Exportkontrollen verhängt, darunter für Metalle der Seltenen Erden. Zu diesen gehören unter anderem besonders starke Magnete, die in Elektromotoren für Autos, aber auch in Lautsprechern, elektrischen Fensterhebern oder Scheibenwischern vorkommen. Begründet hatte China die mitten im Handelsstreit mit den USA ergriffene Maßnahme mit dem Schutz der nationalen Sicherheit und Bekämpfung illegaler Rohstoffgeschäfte.

“Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen und verschärfen, dürften auch andere Branchen wie der Maschinen- und Automobilbau betroffen sein”, sagte Wohlrabe. In der Industrie insgesamt berichteten im Juli nur 5,8 Prozent der Firmen von Versorgungsproblemen (April: 4,1 Prozent). Dieser Wert liegt deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt von 15,0 Prozent.

Ähnlich ausgeprägt wie in der Elektrobranche ist die Materialknappheit lediglich bei der Herstellung von Holzwaren (ohne Möbel) mit zwölf Prozent. In den übrigen Industriegruppen liegt der Anteil jeweils unter zehn  Prozent. “Eine mögliche Ausstrahlung der Engpässe zeigt sich bereits in der Automobilindustrie”, betonte das Institut. Dort habe sich der Wert von 0,9 auf 7,1 Prozent erhöht. Im Maschinenbau hingegen blieb die Entwicklung bislang unauffällig: Hier sank der Wert leicht von 4,9 auf 4,6 Prozent.

Zum Vergleich: Den bisherigen Höhepunkt der Lieferprobleme verzeichnete die Industrie im Dezember 2021 als Folge der Corona-Pandemie. Damals waren 81,9 Prozent der Unternehmen von Materialengpässen betroffen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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