Trübe Aussichten bei Covestro – Übernahme durch Adnoc soll dennoch klappen

Frankfurt (Reuters) – Der Leverkusener Kunststoffkonzern Covestro erwartet kurzfristig keine wirtschaftliche Erholung und stellt sich auf ein schwieriges zweites Halbjahr ein.

“Im zweiten Quartal haben sich die fortgesetzten Belastungen aus schwacher Nachfrage, Überangebot und neuen Handelszöllen deutlich auf unsere Margen ausgewirkt”, erklärte Finanzchef Christian Baier am Donnerstag. “Trotz stabiler Absatzmengen spiegeln sich diese externen Faktoren klar in unseren Ergebnissen wider. Eine kurzfristige Erholung ist derzeit nicht absehbar.”

Die höheren US-Zölle hätten in wichtigen Abnehmerbranchen Lieferketten gestört und zu einem Einbruch der Exporte in die USA geführt. In der Folge sei insbesondere durch zusätzliche Mengen aus der Region Asien-Pazifik ein Überangebot in wichtigen Absatzmärkten entstanden, das weltweit auf die Preise drücke. Zwar begrüße Covestro eine grundsätzliche Einigung im Zollstreit, da diese für Planbarkeit sorge. Die Unsicherheit habe jedoch bei Kunden zu großer Zurückhaltung geführt.

Wann mit einer Besserung der Lage zu rechnen ist, ließ der Finanzchef offen. “Das ist im Moment eigentlich schwer einschätzbar”, sagte Baier der Nachrichtenagentur Reuters. Zwar blicke er für die mittlere Frist positiv auf die strukturellen Wachstumstreiber. Die aktuelle Nachfrageschwäche sei jedoch eng mit der Zuversicht der Verbraucher verknüpft. “Eine Hausrenovierung oder eine Sofabestellung macht man eben besonders dann, wenn man auch zuversichtlich in die Zukunft schaut.” Für das dritte Quartal rechnet Covestro mit einem operativen Ergebnis (Ebitda) zwischen 150 und 250 Millionen Euro, nach 287 Millionen im Vorjahreszeitraum.

UMSATZMINUS IM ZWEITEN QUARTAL

Wegen der schwachen Konjunktur hatte Covestro bereits vor kurzem seine Ergebnisprognose gesenkt. Für 2025 rechnet das Unternehmen nur noch mit einem operativen Gewinn zwischen 700 Millionen Euro und 1,1 (Vorjahr: 1,1) Milliarden Euro statt von 1,0 bis 1,4 Milliarden. Im zweiten Quartal fiel das Ergebnis um 15,6 Prozent auf 270 Millionen Euro, wurde jedoch von der Auflösung von Bonusrückstellungen von 44 Millionen Euro gestützt. Der Umsatz schrumpfte wegen niedrigerer Verkaufspreise und negativer Währungseffekte um mehr als acht Prozent auf 3,4 Milliarden Euro.

Der Konzern steht vor der Übernahme durch den arabischen Ölriesen Adnoc, der Covestro einschließlich Schulden für bis zu 16 Milliarden Euro kaufen will. Der Staatskonzern aus Abu Dhabi hält inzwischen gut 91 Prozent. Den Abschluss des Deals erwartet Baier weiter für die zweite Jahreshälfte, obwohl die Europäische Kommission wegen möglicher wettbewerbsverzerrender Subventionen eine vertiefte Prüfung eingeleitet hat. “Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die Transaktion im zweiten Halbjahr umsetzen werden”, sagte Baier. Man befinde sich in konstruktiven Gesprächen mit Brüssel.

(Bericht von Patricia Weiß und Bartosz Dabrowski, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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