Trump will Vakanz in Fed-Board bald füllen: Sprungbrett für Chefposten?

Washington (Reuters) – Der vorzeitige Rücktritt einer Fed-Direktorin verschafft US-Präsident Donald Trump die Möglichkeit, der Notenbank personell seinen Stempel aufzudrücken.

Bereits in den nächsten Tagen will er einen Kandidaten für die Besetzung der offenen Stelle bei der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bekanntgeben. Erst am Freitag hatte die Fed überraschend mitgeteilt, dass Direktorin Adriana Kugler vorzeitig abtritt. Eigentlich hätte sie bis Ende Januar 2026 bleiben können. Trump kann die Stelle nun schon weit früher neu besetzen und einen Nachfolger für Kugler für die verbleibende Amtszeit ernennen. Womöglich dient das Direktorenamt als Sprungbrett für den Chefposten, den der bis Mai 2026 amtierende oberste Währungshüter Jerome Powell innehat.

Trump hat ihn immer wieder zu Zinssenkungen aufgefordert und ihm den Rücktritt nahegelegt. Vor diesem Hintergrund spekulieren manche Beobachter darüber, dass Trump den am 8. August freiwerdenden Posten von Kugler mit einem potenziellen künftigen Fed-Chef besetzen könnte, um frühzeitig die Weichen für die Zeit nach der Ära Powells zu stellen.

In Washington kursieren bereits seit längerem zwei Namen, die als heiße Anwärter für die Nachfolge Powells infrage kommen könnten: Der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Kevin Hassett, und der einstige Fed-Direktor Kevin Warsh. “Es ist möglich, dass einer der beiden Kevins früher als erwartet einen Sitz im Board erhält”, meint Jamie Cox, Managing Partner bei der Harris Financial Group in Richmond im Bundesstaat Virginia. Kuglers Rücktritt ermögliche es dem US-Präsidenten, den über die Zinspolitik entscheidenden Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) weiter nach seinen Vorstellungen zu gestalten.

US-Finanzminister Scott Bessent hatte unlängst und noch vor dem Rücktritt Kuglers verkündet, dass “eine sehr gute Kandidatenliste” für die Nachfolge Powells und die Vakanz im Fed-Direktorium zusammengestellt werde. Es würden Bewerbungsgespräche geführt, so dass wohl bis Ende des Jahres Klarheit über die Personalien herrschen dürfte. Mit dem Rücktritt Kuglers ist dieser Zeitplan zumindest mit Blick auf die frei werdende Stelle im Direktorium über den Haufen geworfen worden.

Trump äußerte sich denn auch erfreut über den Rücktritt Kuglers, die noch von seinem Vorgänger im Weißen Haus, Joe Biden, ernannt worden war. “Wahrscheinlich wird Trump jemanden auswählen, der mit Blick auf die Zinspolitik auf seiner Wellenlänge liegt”, meint Peter Tuz vom Vermögensverwalter Chase Investment Counsel in Charlottesville.

STREIT ÜBER ARBEITSMARKTDATEN

Juan Perez vom Devisenhändler Monex USA befürchtet eine Schwächung des Dollar, sollte die Notenbank stärker in den Bann des Weißen Hauses gezogen werden: “Unabhängig von der wirtschaftlichen Lage in den Vereinigten Staaten ist die Autorität und Unabhängigkeit der Federal Reserve das, was den Dollar in den Augen der Welt stark macht. Immer wenn diese Autorität gefährdet wird, gerät er in eine Abwärtsspirale.”

Trump hat Powell immer wieder verbal attackiert, als “Totalversager” und “halsstarrigen Dummkopf” tituliert. Zudem hat er auch laut über eine Entlassung nachgedacht, die gemäß US-Gesetz aber nicht wegen eines bloßen Streits über die Zinspolitik gerechtfertigt wäre. Dabei hatte Trump Powell einst selbst ins Amt gehievt, genauso wie die Direktoren Michelle Bowman und Christopher Waller, die jüngst gegen die Mehrheit im FOMC für eine Zinssenkung stimmten. Kugler hatte nicht am Zinsentscheid teilgenommen.

Die im September 2023 ernannte Direktorin kehrt der Fed nun den Rücken und zugleich als Professorin an die Georgetown University zurück. In ihrem Rücktrittsschreiben an Trump erklärte Kugler, sie habe ihre Rolle “mit Integrität, einem starken Engagement für den Dienst an der Öffentlichkeit und einem datengestützten Ansatz” ausgeübt. Die Fed hat ein duales Mandat, wonach sie Preisstabilität sichern und Vollbeschäftigung fördern soll. Powell hat mehrfach betont, dass sich die Notenbank beim Bestimmen des Zinskurses von Daten leiten lässt. Dabei spielen insbesondere auch die Zahlen vom Jobmarkt eine wichtige Rolle.

Nach unerwartet schwachen Arbeitsmarktdaten am Freitag hatte Trump kurzerhand die Absetzung der bisherigen Leiterin des Amtes für Arbeitsmarktstatistik (BLS), Erika McEntarfer, angekündigt. Die vom BLS veröffentlichten Zahlen seien manipuliert, um die Republikaner und ihn selbst in ein schlechtes Licht zu rücken. Belege dafür legte er nicht vor. Der Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für Juli war weit schwächer ausgefallen als erwartet. Zudem gab es massive Abwärtsrevisionen der Vormonate, die eine starke Abkühlung des Arbeitsmarkts signalisieren. Trump will noch in dieser Woche einen Nachfolger für die gefeuerte BLS-Chefin ernennen.

(Bericht von Jeff Mason, Nandita Bose, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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