Moskau (Reuters) – Kurz vor Ablauf eines Ultimatums zur Beendigung des Ukraine-Kriegs haben US-russische Verhandlungen offenbar zu keinem greifbaren Ergebnis geführt.
Ein dreistündiges Gespräch zwischen Präsident Wladimir Putin und dem US-Sondergesandten Steve Witkoff sei nützlich und konstruktiv gewesen, sagte der außenpolitische Berater des Kremls, Juri Uschakow, am Mittwoch dem russischen TV-Sender Swesda. Beide Seiten hätten in der Ukraine-Frage “Signale” ausgetauscht. Zudem sei die Möglichkeit einer strategischen Zusammenarbeit erörtert worden. Uschakow erklärte, weitere Einzelheiten sollten erst bekannt gegeben werden, nachdem Witkoff US-Präsident Donald Trump Bericht erstattet habe.
Von Seiten der USA gab es zunächst keine Stellungnahme. Die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr aus Verhandlungskreisen, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj noch am Mittwoch mit Trump über das Treffen von Witkoff mit Putin sprechen wolle. Trump selbst bestrafte per Dekret Indien für russische Ölimporte mit zusätzlichen Zöllen in Höhe von 25 Prozent für Einfuhren indischer Produkte in die USA. Er setzte damit bereits vor Tagen geäußerte Drohungen nach dem Gespräch seines Sondergesandten mit Putin um. Der Ölexport zählt zu Moskaus wichtigsten Einnahmequellen, mit denen auch der kostspielige Krieg in der Ukraine finanziert wird.
Witkoff war am Vormittag in Moskau eingetroffen, um in letzter Minute doch noch einen Durchbruch zu erreichen. Trump hat Putin bis Freitag Zeit gegeben, einer Waffenruhe zuzustimmen und mit Wirtschaftssanktionen gedroht. Das russische Staatsfernsehen zeigte einen kurzen Beitrag, in dem zu sehen ist, wie sich Witkoff und Putin zur Begrüßung die Hände schüttelten.
Die Chancen, dass Witkoff einen für alle Seiten gesichtswahrenden Kompromiss erreicht, waren von Beobachtern vor dem Gespräch als gering eingeschätzt worden. Die Nachrichtenagentur Bloomberg und das unabhängige russische Webportal “The Bell” berichteten, der Kreml könnte ein Moratorium zur Aussetzung von russischen und ukrainischen Luftangriffen vorschlagen. Das käme zwar bei weitem nicht einer vollständigen und sofortigen Waffenruhe gleich. Jedoch würde es zumindest für etwas Erleichterung in dem Krieg sorgen, der seit fast dreieinhalb Jahren andauert.
INSIDER: PUTIN WIRD SICH TRUMP KAUM BEUGEN
Trump hatte versprochen, den Krieg in der Ukraine zügig zu beenden. Doch seine wiederholten Forderungen nach einer Waffenruhe blieben bislang unerwidert. Darum hat er Russland das Ultimatum gestellt. Die angedrohten Sanktionen würden voraussichtlich auf den Ölsektor Russlands abzielen. Angedacht sind Strafzölle gegen Länder, die russisches Öl kaufen. Neben Indien ist China der größte Abnehmer.
Dennoch gilt es Kreml-Insidern zufolge als unwahrscheinlich, dass Putin sich dem Ultimatum beugen wird, weil er die Auffassung vertrete, dass er den Krieg gewinnen werde. Zudem wurden bereits eine ganze Serie von Wirtschaftssanktionen gegen Russland seit dem Beginn des Kriegs vor nunmehr fast dreieinhalb Jahren verhängt, ohne dass sie eine entscheidende Wirkung gehabt hätten.
(Bericht von Gleb Bryanski, geschrieben von Christian Rüttger und Hans Busemann, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)