Börsen auf Richtungssuche – Ukraine-Gipfel im Blick

Frankfurt (Reuters) – In Erwartung der weiteren Entwicklung im Ukraine-Krieg und im Zollkonflikt haben sich Anleger am Montag mit Engagements an den europäischen Aktienmärkten zurückgehalten.

Dax und EuroStoxx50 verloren am Montag jeweils etwa 0,3 Prozent auf 24.100 beziehungsweise 5338 Punkte.

Ihr Hauptaugenmerk richteten Börsianer auf die für Freitag geplanten Gespräche zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem russischen Kollegen Wladimir Putin zur Ukraine. “Ein möglicher Frieden wäre in jedem Fall ein Katalysator für weiter steigende Kurse im Dax”, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Ohne eine Beteiligung der ukrainischen Regierung und der Europäischen Union (EU) seien die Chancen für eine nachhaltige Lösung des Konflikts allerdings gering. Daher müsse mit Ernüchterung an den Börsen und mit Kursverlusten gerechnet werden.

MOSKAUER BÖRSE IM PLUS – GOLD UND RÜSTUNGSWERTE IM MINUS

Am russischen Aktienmarkt überwog am Montag jedoch der Optimismus. Der Moskauer Leitindex stieg um knapp zwei Prozent und notierte mit 2979 Punkten auf dem höchsten Stand seit mehr als drei Monaten. Die “Antikrisen-Währung” Gold war dagegen weniger gefragt. Sie verbilligte sich um gut ein Prozent auf 3362 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der Ölpreis ging ebenfalls in die Knie. Russland ist ein wichtiger Exporteur dieses Rohstoffs. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 66,39 Dollar je Barrel (159 Liter).

Abwärts ging es auch für die europäischen Rüstungswerte. Am deutschen Aktienmarkt büßten Rheinmetall, Renk und Hensoldt bis zu 4,5 Prozent ein. Europäische Rivalen wie Thales, Leonardo oder BAE Systems gaben zwischen einem und zwei Prozent nach.

FRISTVERLÄNGERUNG FÜR HANDELSGESPRÄCHE?

Das zweite wichtige Thema der Woche sind die Handelsgespräche zwischen den USA und China. Ab Dienstag werden Zölle von jeweils mehr als 100 Prozent auf Waren des jeweils anderen fällig, falls bis dahin keine Einigung steht. “Der Markt rechnet aber fest damit, dass die Verhandlungsfrist verlängert wird”, sagte Chris Weston, Chef-Analyst des Brokerhauses Pepperstone. Außerdem rechnen Experten mit einem Treffen zwischen Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping.

China pocht bei den Verhandlungen auf eine Lockerung der US-Exportbeschränkungen für Hochtechnologie. Der Chip-Hersteller Nvidia hatte eine Wiederaufnahme der Lieferung seiner Spezialprozessoren für Künstliche Intelligenz (KI) vor einigen Wochen angekündigt. Der “Financial Times” zufolge müssen Nvidia und der Konkurrent AMD als Gegenleistung für entsprechende Exportgenehmigungen künftig 15 Prozent ihrer Einnahmen aus dem China-Geschäft an die USA abführen. Er sei sich zwar nicht sicher, ob diese ungewöhnliche Auflage die Aktien der beiden Firmen nachhaltig belasten werde, sagte Anlagestratege Neil Wilson vom Brokerhaus Saxo Markets. “Aber es zeigt, wie alle nach Trumps Pfeife tanzen.” Im vorbörslichen Geschäft der Wall Street verloren AMD und Nvidia 2,7 beziehungsweise 1,2 Prozent.

(Bericht von Hakan Ersen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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