Studie: Berlin erneut innovativstes Bundesland – “Aber erste Kratzer”

Berlin (Reuters) – Berlin bleibt einer Studie zufolge das elfte Jahr in Folge das innovativste Bundesland.

Mit einem überdurchschnittlichen Anteil hochgebildeter Beschäftigter und der höchsten Start-up-Dichte bundesweit sei die Hauptstadt das Innovationszentrum Deutschlands, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung der Bank ING. Hamburg und Baden-Württemberg folgen in dem Ranking auf den Plätzen zwei und drei, während sich am Tabellenende die drei ostdeutschen Bundesländer Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt wiederfinden.

Ein Pluspunkt für Berlin: Der demografische Wandel ist hier weniger fortgeschritten als im Rest des Landes. Hier gebe es viermal so viele jüngere wie ältere Einwohner, während das Verhältnis deutschlandweit bei etwa drei zu eins liege. Zudem sei der Anteil hochgebildeter Beschäftigter überdurchschnittlich: Mehr als 45 Prozent der Berliner Arbeitnehmer verfügten über einen tertiären Bildungsabschluss (Hochschulabschluss), während der bundesweite Schnitt bei etwas über einem Drittel liegt. Zudem gebe es nirgendwo in Deutschland so viele Start-ups wie in Berlin. “Doch der Innovationsglanz Berlins hat erste Kratzer bekommen”, schreiben die Autoren um ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski und Ökonomin Franziska Biehl. “Bei den Patentanmeldungen hinkt die Hauptstadt hinterher.”

Das zweitplatzierte Hamburg punktet demnach mit dem höchsten Jugendpotenzial. Auch kommt es auf einen Anteil von Haushalten, die mit Glasfaser versorgt werden, in Höhe von 80 Prozent. Das seien fast zehn Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. “Berlin und Deutschland insgesamt verzeichneten ebenfalls Fortschritte, allerdings von deutlich niedrigeren Ausgangsniveaus”, hieß es dazu. Die Wirtschaft ist zunehmend auf leistungsstarke und stabile Internetverbindungen angewiesen, etwa bei Künstlicher Intelligenz.

Baden-Württemberg wiederum glänzt mit den meisten Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner: Mit 137 – vor allem aus den Bereichen Transport, elektrische Maschinen und Geräte sowie elektrische Energie und Messtechnik – seien mehr Patente angemeldet worden als in den fünf Jahren zuvor.

Am Tabellenende liegen Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. “Das Jugendpotenzial ist gering, das Bildungsniveau niedriger als im Rest des Landes, und es werden mehr Unternehmen geschlossen als neu gegründet”, heißt es in der Studie. Der Anteil an Selbstständigen und Beschäftigten im High-Tech-Sektor sei ebenfalls niedrig. “Damit fehlt die Grundlage für eine dynamische Gründerszene – weswegen diese entsprechend klein ausfällt”, so die Autoren.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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