Frankreich-Krise alarmiert deutsche Wirtschaft – “Hohe Verschuldung ist Risiko”

Berlin (Reuters) – Die auf den Finanzmarkt ausstrahlende politische Krise in Frankreich alarmiert die deutsche Wirtschaft.

“Frankreich ist Deutschlands wichtigster Partner in Europa”, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Umso wichtiger sei es, dass große Mitgliedsstaaten politisch und finanziell Stabilität ausstrahlten. “Die aktuelle Lage in Frankreich vermittelt jedoch das Gegenteil”, sagte Jandura. Das Land wirke tief gespalten – ein Nährboden, von dem vor allem die extremen Parteien profitierten.

Ministerpräsident François Bayrou kämpft derzeit um das politische Überleben seiner Minderheitsregierung. Für den 8. September hat er wegen geplanter umfassender Haushaltskürzungen eine Vertrauensabstimmung im Parlament angekündigt. Die drei größten Oppositionsparteien wollen ihre Unterstützung verweigern. Damit wird es immer wahrscheinlicher, dass Bayrous Regierung stürzt. Die Rendite französischer Staatsanleihen lag am Dienstag über der des einstigen Euro-Krisenstaates Griechenland, weil Investoren wegen der Haushaltskrise einen höheren Risikoaufschlag verlangen.

“Die hohe französische Verschuldung ist ein Risiko”, sagte Jandura. “Eine Euro-Krise ist das aber noch nicht. Wir müssen nun erst mal abwarten, wie es wirklich weiter geht und welche Lösungen gefunden werden, bevor gleich wieder nach dem Weltuntergang gerufen wird.” Allerdings lasse sich an der Krise des Nachbarn ablesen, was auch Deutschland drohen könne, wenn mit der Kreditaufnahme nicht verantwortungsvoll umgegangen werde.

Für Deutschland bedeute die politische Unruhe in Frankreich zunächst mehr Unsicherheit auf EU-Ebene. “Wichtige Freihandelsverhandlungen laufen”, sagte der Außenhandelspräsident. Auch stehe das Verfahren zum Bürokratieabbau an. “Hier brauchen wir ein handlungsfähiges Frankreich an unserer Seite”, sagte Jandura. Unmittelbare Auswirkungen auf den Groß- und Außenhandel oder unsere wirtschaftlichen Beziehungen sehe er aber “noch nicht”.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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