Berlin (Reuters) – Im deutschen Handwerk spielt Künstliche Intelligenz bislang so gut wie keine Rolle.
Aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Digitalverbands Bitkom geht hervor, dass KI erst in vier Prozent der Betriebe zum Einsatz kommt. Neun Prozent der Firmen in der Branche gaben an, an Planungen dafür zu arbeiten. Für die Studie hat der Verband im Sommer mehr als 500 Handwerksbetriebe befragt. Zum Vergleich: Von allen deutschen Unternehmen nutzen rund 20 Prozent KI-Anwendungen.
Trotz des geringen Einsatzes wird das Potenzial im Handwerk durchaus gesehen. 33 Prozent gaben an, dass die Technologie Geschäftsmodelle vollständig verändern dürfte. Ein frühzeitiger Einsatz von KI kann laut 35 Prozent der Firmen einen Wettbewerbsvorteil bringen. “Der Fachkräftemangel ist das drängendste Problem im deutschen Handwerk”, so Bitkom-Experte Bernhard Rohleder. “Künstliche Intelligenz kann helfen, die so entstehenden Engpässe abzufedern. Jeder Handwerksbetrieb sollte sich mit KI beschäftigen.” Noch gebe es aber viele Berührungsängste. KI könnte beispielsweise in der internen Kommunikation, bei Kundenanfragen, zur Erstellung von Rechnungen oder bei Schulungen auf neuen Maschinen und Geräten zum Einsatz kommen.
52 Prozent der Betriebe äußerten in der Umfrage Sorgen, dass KI und Software künftig vorgeben, wie Handwerker arbeiten sollten. Zudem fehlt in den Unternehmen oft die Expertise. So gaben nur 29 Prozent an, über Beschäftigte zu verfügen, die mit KI umgehen könnten.
Bei der Digitalisierung ihres Unternehmens geben sich Handwerksbetriebe im Schnitt die Schulnote 3, also befriedigend. 89 Prozent sehen zwar Chancen durch Digitalisierungen. Gleichzeitig gaben aber 59 Prozent an, dies lohne sich nur für größere Handwerksunternehmen. 72 Prozent sind nach eigener Einschätzung zu beschäftigt, um sich dem Thema zu widmen. Es gibt auch ganz grundsätzliche Bedenken. So bedeutet Digitalisierung für 56 Prozent das Ende des traditionellen Handwerks. Ebenfalls 56 Prozent fürchten eine ständige Überwachung.
(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)