Bundesregierung will Startups bei der Finanzierung stärker helfen

Berlin (Reuters) – Die Bundesregierung will Startups bei der Finanzierung stärker unter die Arme greifen.

Ziel sei es, den deutschen Wagniskapitalmarkt weiter zu stärken und zusätzliche Möglichkeiten für großvolumige Finanzierungen durch inländische Investoren zu schaffen, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Entwurf für eine Startup-Strategie. Dafür wurde im vergangenen Jahr bereits der zehn Milliarden Euro schwere Zukunftsfonds ins Leben gerufen, der auch Hochtechnologie- und Klima-Startups gesondert fördert. Auf Europa-Ebene werde nun die Gründung von Mega-Fonds erwogen und in der Bundesrepublik soll ein Programm zur Förderung von sogenannten Business Angels neu aufgelegt werden. Auch an den für Investoren und Firmen so wichtigen Börsengängen will die Bundesregierung schrauben und die Zulassungsregeln modernisieren.

“Wir wollen die Breite der Themen abdecken und schnell zu einer finalen Strategie kommen, um die einzelnen Punkte Realität werden zu lassen. Wir wollen das in dieser Wahlperiode erreichen”, sagte die Startup-Beauftragte der Bundesregierung, Anna Christmann von den Grünen. Der Branchenverband Bitkom forderte, die Strategie noch stärker mit konkreten Maßnahmen und zeitlichen Vorgaben zu hinterlegen. In den vergangenen Legislaturperioden seien Versprechungen an Gründer häufig nicht eingelöst worden. “Die jetzt vorgelegten ambitionierten Pläne dürfen nicht im politischen Klein-Klein zerrieben, sondern müssen vollumfänglich umgesetzt werden”, hieß es.

Aktuell ist es in Deutschland für stark wachsende Jungfirmen, die einen hohen Kapitalbedarf haben, schwer, ausreichend Geld zu erhalten. Bankkredite kommen kaum in Frage. Deswegen läuft die Finanzierung über staatliche Förderprogramme sowie spezialisierte öffentliche und private Investoren. Hier will die seit rund 100 Tagen amtierende Ampel-Koalition nun die Umsatzsteuerbefreiung von Wagniskapitalfonds umsetzen und strebt zudem den Aufbau eines Kapitalstocks bei der gesetzlichen und privaten Altersvorsorge an und will diesen mit einer Mindestinvestitionsquote in Wagniskapitalfonds begleiten. Vor allem letzteres sorgte für Applaus. Eine stärkere Kapitalmarktorientierung der gesetzlichen und privaten Altersvorsorge spiele eine maßgebliche Rolle, um den Wohlstand zu sichern und zu steigern, sagte der Chef des Bundesverbandes Deutscher Startups, Christian Miele.

In der Corona-Krise waren die Finanzierungssummen angesichts niedriger Zinsen und einer voranschreitenden Digitalisierung deutlich gestiegen. Inzwischen hat sich der Wind angesichts der Talfahrt von Technologiewerten an den Börsen, steigender Zinsen, Inflation und einer weltweiten Wirtschaftsabkühlung wieder gedreht.

Weitere Themen im Entwurf der Startup-Strategie sind die Vereinfachung der Einwanderung von Fachkräften aus dem Ausland, die Digitalisierung von Gründungsverfahren sowie eine attraktivere Mitarbeiterbeteiligung unter anderem durch eine Anhebung des Steuerfreibetrages. Letzteres wurde von Bitkom begrüßt: “Damit wird es für Startups deutlich leichter, die dringend gebrauchten Talente zu gewinnen.” Zudem sollen in der weiterhin von Männern dominierten Branche Frauen besser gefördert werden.

(Bericht von Nadine Schimroszik, redigiert von Olaf Brenner; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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