IWH erwartet im Herbst mehr Firmenpleiten – Keine akute Deindustrialisierung

Berlin (Reuters) – In Deutschland ist die Zahl der Firmenpleiten dem IWH-Institut zufolge im August spürbar gesunken.

Die Summe der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften fiel laut den von den Hallenser Forschern am Dienstag vorgelegten Daten zum Vormonat um elf Prozent auf 1409. Das sind aber zugleich elf Prozent mehr als vor einem Jahr und 51 Prozent mehr als in einem durchschnittlichen August der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie. Im Juli hatte es – allerdings auch durch Saisoneffekte verzerrt – einen Rekordwert gegeben.

Die Fachleute des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) erheben Frühindikatoren, die dem Insolvenzgeschehen in der Regel zwei bis drei Monate vorauslaufen. Diese deuten auf einen leichten Anstieg im September und hohe Werte im Oktober hin. “Die Höhe der Frühindikatoren lässt für den Herbst zwar viele Insolvenzen erwarten, deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt dürften jedoch moderat bleiben”, sagte Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung.

Schließungen großer Arbeitgeber führen häufig zu erheblichen und dauerhaften Einkommens- und Lohnverlusten bei den Beschäftigten. Die Zahl der von Großinsolvenzen betroffenen Jobs liefert zudem einen guten Hinweis auf die Gesamtzahl der von Insolvenz betroffenen Arbeitsplätze. Im August waren laut IWH in den größten zehn Prozent der insolventen Unternehmen mehr als 12.000 Arbeitsplätze betroffen. Damit liegt die Zahl der betroffenen Beschäftigten trotz weniger Insolvenzen deutlich über dem Niveau von Juli (+30 Prozent).

Die Zahl der betroffenen Industriejobs allerdings lag im August mit rund 3700 erneut auf niedrigem Niveau und kaum höher als unmittelbar vor der Pandemie. Zum Vergleich: Zwischen September 2024 und Februar 2025 verzeichnete das IWH noch durchschnittlich etwa 7300 betroffene Industriejobs pro Monat – also rund doppelt so viele. “Die aktuellen Insolvenzzahlen bestätigen die Sorgen vor einer akuten Deindustrialisierung nicht”, betonte Müller.

(Bericht von Klaus Lauer; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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